Zum Inhalt springen

Suche nach «Titanic»-Tauchboot Kaum mehr Hoffnung für Insassen im verschollenen Tauchboot

  • Für 96 Stunden sollte der Sauerstoff an Bord des vermissten Tauchboots «Titan» ausreichen. Dieses Zeitfenster ist nun abgelaufen.
  • Experten weisen darauf hin, dass dieser Richtwert aber ungenau sei, es könne immer noch Sauerstoff für die Insassen vorhanden sein.
  • Die Rettungskräfte suchen den Meeresboden mit speziellen Tauchgefährten ab.
  • Dabei ist ein «Trümmerfeld» entdeckt worden, wie die US-Küstenwache auf Twitter mitteilte. Experten werten die Informationen aus.

Den fünf Männern in dem vermissten Tauchboot «Titan» geht in ihrer lebensbedrohlichen Lage der Sauerstoff aus. Dieser Vorrat an Bord sollte nach Angaben des Betreibers Oceangate Expeditions für 96 Stunden ausreichen. Nach Schätzungen der Suchtrupps dürfte sich dieses Zeitfenster nun geschlossen haben.

Überlebenschance «verschwindend gering»

Der pensionierte britische Konteradmiral Chris Parry sagte dem Sender «Sky News», die Überlebenswahrscheinlichkeit der fünf Insassen im Alter von 19 bis 77 Jahren sei «verschwindend gering». «Wir müssen uns auf das Schlimmste vorbereiten.» Nach Angaben des Betreibers hatte die 6.70 Meter lange «Titan» ausreichend Sauerstoff an Bord, um fünf Menschen für 96 Stunden zu versorgen.

Experten wiesen allerdings darauf hin, dass es sich um einen ungenauen Wert handele. So könnte auch jetzt noch Luft für die Insassen vorhanden sein, falls es ihnen gelungen sei, Sauerstoff zu sparen, etwa indem sie sich wenig bis kaum bewegten. «Wir wissen nicht, wie lange sie in Bezug auf den Sauerstoffgehalt tatsächlich durchhalten werden», sagte der Meeresforscher Simon Boxall von der Universität Southampton.

Ehemaliger «Titanic»-Abenteurer: «Man ist absolut eingesperrt»

Box aufklappen Box zuklappen

Vor zwei Jahren tauchte der deutsche Unternehmer und Abenteurer   Arthur Loibl   ab zur «Titanic». Er würde es nie wieder tun und bezeichnete die Reise gegenüber dem Bayerischen Rundfunk als «Himmelfahrtskommando».

«Du musst mental stark sein. Du bist zehn Stunden auf engstem Raum, der geschlossen und die meiste Zeit im Dunkeln ist. Dort musst du dich ruhig halten und konzentrieren können.»

Die Reise zur «Titanic» forderte Loibl alles ab. Zusätzlich habe es bereits an der Oberfläche technische Probleme gegeben. Fünf Stunden mussten sie warten, weil die Elektronik ausfiel. Dann seien Ausgleichsgewichte abgefallen. Mit einfachen Kabelbindern seien diese wieder befestigt worden, so Loibl.

«Man ist absolut eingesperrt, das U-Boot kann man nur von aussen öffnen. Es ist von aussen verschraubt und es gibt überhaupt keine Möglichkeit, dass die Leute von innen selber herauskommen.» Wenn der Sauerstoff nach 92 bis 96 Stunden aufgebraucht sei, hätten die Insassen laut Loibl keine Chance mehr.

Suche mit leistungsfähigstem Gerät

Von Aufgeben will der Betreiber des «Titan»-Mutterschiffs «Polar Prince» aber auch vier Tage nach dem Verschwinden nichts wissen. «Das mobilisierte Equipment ist das Beste der Welt, das leistungsfähigste der Welt», sagte Sean Leet am Mittwochnachmittag (Ortszeit) vor Journalisten im kanadischen St. John's.

Die Rettungstrupps verstärkten ihre Anstrengungen weiter. Die US-Küstenwache teilte am Donnerstagmorgen (Ortszeit) mit, ein ferngesteuertes Tauchgefährt des kanadischen Schiffs «Horizon Arctic» habe den Grund des Atlantiks erreicht. Auch ein ähnliches Gerät des französischen Forschungsschiffs «L'Atalante» werde für den Einsatz in grosser Tiefe vorbereitet.

Riesiges Suchgebiet

Experte Boxall sagte, die «Titan» könne Dutzende Kilometer weit im Meer geglitten sein. «Deshalb ist das Suchgebiet so riesig», erläuterte er bei Sky News. Doch selbst wenn das Tauchboot bald gefunden würde, kann es laut Meeresforscher Tom Dettweiler unter Wasser nicht mit frischem Sauerstoff versorgt werden. «Die einzige Lösung wäre, die ‹Titan› so schnell wie möglich nach oben zu bringen, die Luke zu öffnen und zu den Menschen zu gelangen», sagte der Forscher dem US-Sender CNN. Das Tauchboot aus grosser Tiefe an die Oberfläche zu bringen, würde aber vermutlich mehrere Stunden dauern.

Prominente Passagiere an Bord

An Bord der «Titan» befindet sich der Forscher Paul-Henri Nargeolet (77). Der als «Monsieur Titanic» bekannte Franzose gilt als einer der führenden Experten für das Wrack des Luxusliners. Weitere Insassen sind der britische Abenteurer Hamish Harding (58), der mehrere Guinness-Weltrekorde hält, sowie der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn Suleman. Der fünfte Vermisste ist der Chef der Betreiberfirma Oceangate, Stockton Rush (61), der das Boot steuerte.

10vor10, 21.06.2023, 21:50 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel