Das Wichtigste in Kürze
- Die Suche nach dem seit dem 15. November vermissten argentinischen U-Boot im Südatlantik geht weiter. 14 Länder beteiligen sich und suchen den Meeresgrund ab.
- Die Kunde von einer Explosion unmittelbar nach einer Pannenmeldung und dem Kontaktabbruch macht das Schlimmste für die 44-köpfige Besatzung wahrscheinlich.
- Berichte über eine frühere Panne des seit über 30 Jahre betriebenen U-Boots und die späte Bitte der Marine um internationale Hilfe lösen schwere Vorwürfe aus.
Auf der vermuteten Position der «ARA San Juan» soll es unmittelbar nach der letzten Funkverbindung vor neun Tagen eine Explosion gegeben haben. Dies wurde übereinstimmend von Meeressonden der internationalen Atomteststoppbehörde CTBTO und der USA festgestellt, wie die argentinische Marine in Buenos Aires bestätigte.
«Anormal, einzig, kurz, gewaltig»
«Das registrierte Ereignis war anormal, einzig, kurz, gewaltig und nicht nuklearen Ursprungs», sagte Marinesprecher Enrique Balbi. Es sei eine Explosion gewesen. Sie sei in einem Radius von 125 Kilometern auf einer Entfernung von 430 Kilometern von der Küste registriert worden.
Sechs Schiffe und drei Flugzeuge mit speziellen Suchgeräten durchkämmten das Gebiet, erklärte der Marinesprecher. Das U-Boot war von Ushuaia in Feuerland ausgelaufen. Bei der letzten Funkverbindung hatte der Kapitän eine Panne der Batterien gemeldet. Das Boot hat einen diesel-elektrischen Antrieb.
Der Sauerstoff reicht für sieben Tage. Die Überlebenschancen sind wirklich sehr gering.
Es bestehe kaum noch Hoffnung, jemanden lebend aus diesem U-Boot zu bergen, berichtet Argentinien-NZZ-Korrespondent Tjerk Brühwiler gegenüber SRF News. Neben der möglichen Explosion an Bord verweist er auch auf die Tatsache, dass das Boot schon über acht Tage verschollen ist. Der Sauerstoff reiche für sieben Tage. Die Überlebenschancen seien wirklich sehr gering.
Tiefen von 200 bis 3000 Meter
Die Suche laufe inzwischen auf Hochtouren, so Brühwiler. Das geortete Explosionsgeräusch könne mithelfen, den Radius einzugrenzen. Trotzdem sei eine Ortung sehr schwierig, vor allem wenn es auf seiner Route nahe am Festlandsockel in tiefere Regionen gesunken sei.
Die Meerestiefe in der Gegend variiert zwischen 200 und 3000 Meter, da dort der Rand des unterseeischen Kontinentalhangs verläuft. Ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug und ein Mini-U-Boot der US-Navy sollen den Meeresgrund bis auf eine Tiefe von 600 Metern auf der Suche nach der «ARA San Juan» auskundschaften.
Schwere Vorwürfe an die Marine
Angehörige der Besatzung reagierten mit harten Anschuldigungen an die Adresse der Marine, nachdem sie auf dem U-Boot-Stützpunkt in Mar del Plata von der Explosion erfahren hatten. Die Marine habe Informationen verheimlicht und mit Verspätung weitergegeben, hiess es.
Das U-Boot habe bereits 2014 eine Panne auf hoher See erlitten, sagte die Ehefrau eines Besatzungsmitglieds dem Nachrichtensender TN. Die Marine hatte erst zwei Tage nach der letzten Funkverbindung von einem «Kommunikationsproblem» mit dem U-Boot berichtet.
Es ist trotz Pannenmeldung lang gegangen. Auch wurde sehr lange nur an der Oberfläche gesucht.
Die Vorwürfe seien zum Teil sicher berechtigt, so Brühwiler. Die Marine sei nach Protokoll vorgegangen und habe erst einmal gewartet. Denn es sei nichts Ungewöhnliches, wenn sich ein U-Boot für eine gewisse Zeit nicht melde. Die Pannenmeldung kurz vor Verbindungsabbruch hätte aber wohl eine heftigere Reaktion gerechtfertigt. Auch sei sehr lange an der Wasseroberfläche gesucht worden, weil Mittel für die Tiefsee-Suche fehlten: «Es ging in der Tat sehr lange, bis internationale Hilfe angefragt wurde. Diesen Vorwurf muss sich die Regierung gefallen lassen.»
Das U-Boot mit einer Kiellänge von 65 Metern wurde im Auftrag der argentinischen Kriegsmarine von den damals dem Thyssen-Konzern gehörenden Nordseewerken in Emden gebaut. Die «ARA San Juan» wurde 1985 von der Marine in Dienst genommen.