Präsident Alexander Lukaschenko wandte sich in seiner Rede zum Ende des 2. Weltkriegs in Minsk an Kritiker der Parade in Zeiten des lebensgefährlichen Coronavirus. «Wir können nicht anders», betonte er. Weissrussland sei das den Opfern des Zweiten Weltkrieges schuldig. «Sie alle wollten leben, aber starben, damit wir leben», sagte Lukaschenko. «Der Feiertag ist uns heilig.»
«Das ist keine Demonstration der Stärke, sondern ein Gedenken an die heroische Geschichte», betonte der autoritär regierende Staatschef in Paradeuniform. Weissrussland gehörte zu jenen Ländern, die am meisten unter der Nazi-Herrschaft zu leiden hatten. In der Hauptstadt Minsk marschierten Tausende Soldaten ohne Virenschutz dicht an dicht durch das Zentrum. Lukaschenko schüttelte dutzenden von Menschen die Hand.
Das ist keine Demonstration der Stärke, sondern ein Gedenken an die heroische Geschichte.
Auch der berühmte sowjetische Weltkriegs-Panzer T-34 fuhr durch die Stadt – neben anderem schweren Kriegsgerät, darunter moderne Raketen. Am Himmel flogen Hubschrauber und Kampfflugzeuge. Auf einer festlich geschmückten Tribüne sassen auch die mit Weltkriegsorden dekorierten Veteranen und ihre Angehörigen. Die wenigsten trugen Mund- und Nasenschutz gegen das auch in Weissrussland grassierende Virus.
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Bild 1 von 5. Der Präsident Weissrusslands Alexander Lukaschenko hält während der Militärparade eine Rede zum 75. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Nazideutschland im Zweiten Weltkrieg. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 5. Ein Iljuschin Il-76-Transportflugzeug der weissrussischen Luftwaffe führt fünf L-39-Albatrosse des Belaya Rus Jet-Teams während der Militärparade in Minsk an. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 5. Soldaten der weissrussischen Armee salutieren aus T-72-Panzern während der Militärparade. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 5. Der Anlass fand trotz der Social-Distaning-Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) statt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 5. Die Bevölkerung von Weissrussland feiert in der Hauptstadt Minsk den 75. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Nazideutschland im Zweiten Weltkrieg mit einer Militärparade. Bildquelle: Keystone.
Tausende Menschen am Strassenrand
Tausende Zuschauer, darunter Kinder und ältere Menschen, verfolgten bei sonnigem Wetter und Orchestermusik die Parade vom Strassenrand aus. Neben Freude über den historischen Sieg gab es auch Tränen der Trauer um die Opfer. Den ganzen Tag waren in dem Land festliche Massenveranstaltungen geplant – trotz Warnungen auch der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor einer Ausbreitung des Virus.
Insgesamt geht das Leben in dem Land zwischen dem EU-Mitglied Polen und Russland im Grunde weiter wie gewohnt. Lukaschenko hatte die Einschränkungen in anderen Ländern immer wieder als Panikmache bezeichnet. Sein Land komme gut zurecht mit der Versorgung von Kranken. Weissrussland lasse sich nicht unterkriegen, hatte er betont.
Auch Putin kritisiert Militärparade
Der 9. Mai ist in Weissrussland wie im Nachbarland Russland der wichtigste Feiertag. Lukaschenko erinnerte an die Opfer aus allen früheren Sowjetrepubliken, darunter auch an jene aus den baltischen Staaten Lettland, Litauen und Estland.
Der russische Präsident Wladimir Putin hatte die grösste Militärparade in seinem Land wegen der Gefahr durch das Virus auf einen späteren Zeitpunkt verlegt. Moskau hatte die Parade in Minsk als unvernünftig in diesen Zeiten kritisiert.