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High-Tech-Arbeitsplätze für orthodoxe Juden
Aus Rendez-vous vom 16.08.2018. Bild: SRF. Susanne Brunner
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Tech und Tora Israels Ultraorthodoxe werden Unternehmer

Die sogenannten Haredim arbeiteten lange nicht. Das ändert sich – sogar in der Hightech-Branche.

Sie tragen lange Bärte und Locken, und sicher kein Smartphone. Die ultraorthodoxen Juden sind bekannt dafür, die Moderne abzulehnen. Die Männer arbeiten nicht für Geld, sondern widmen sich dem religiösen Studium, die Frauen ziehen eine Kinderschar gross und arbeiten daneben im Teilzeitpensum.

In Israel machen die Haredim, wie die Ultraorthodoxen auch genannt werden, gut zehn Prozent der Bevölkerung aus. Viele leben unter der Armutsgrenze. Doch es gibt auch Haredim, die sich mit der modernen Welt arrangieren und mit der Armut brechen.

Arbeit und Schriftstudium können zusammengehen

Russel Weiss, der aus den USA stammt, hat genau dies getan – und ging ausgerechnet in die High-Tech-Branche: Mit seinem Glaubensbruder Shmuel Kalmus zusammen gründete er die Fintech-Firma Weel. Zuvor hatte er, wie üblich für ultra-orthodoxe Männer, fünf Jahre lang nicht gearbeitet. Stattdessen studierte er die Tora-Schriften.

Ein Haredi-Mann an seinem Arbeitsplatz bei der Firma Weel
Legende: Ein Haredi-Mann an seinem Arbeitsplatz bei der Firma Weel. SRF

Doch die Praxis weicht sich auf. Mittlerweile arbeitet über die Hälfte aller israelischen Haredi-Männer. Wie Russel Weiss halten sie zwar das Ideal des Lebens für das Tora-Studium nach wie vor hoch, wollen aber auch Geld verdienen.

Religion spielt in jedem Bereich meines Lebens eine Rolle
Autor: Russel Weiss Mitgründer der Fintech-Firma Weel

Heute ist Weiss Chief Risk Officer bei der High-Tech-Firma Weel, die er mitgegründet hat. Dort haben Gebet und Tora-Studium neben der Teilnahme an der digitalisierten Wirtschaftswelt genügend Platz. «Religion spielt in jedem Bereich meines Lebens eine Rolle», erklärt der Unternehmer. Der Glaube müsse überall Platz haben, gerade in der Arbeitswelt.

Familie steht im Mittelpunkt

Bei der Firma Weel setzen sich die ultraorthodoxen Mitarbeiter nach dem Gebet an den Computer. Das steht im Widerspruch zur üblichen Haltung der Haredim. Denn über Smartphones und Computer könnten sie Bildern ausgesetzt werden, die ihnen verboten sind: Bildern von Frauen etwa.

Doch bei Weel hält man den Kontakt mit modernen Technologien nicht für schädlich. Die Personalchefin Andy Behr, die wie alle Haredi-Frauen Perücke trägt, meint: «Wir fokussieren uns wirklich auf die Arbeit. Es gibt kein Facebook, kein Online-Shopping und kein Feierabendbier»

Die Frauen arbeiten auf einer abgetrennten Etage.
Legende: Die Frauen arbeiten auf einer abgetrennten Etage. SRF

Die Abteilung der Frauen liegt einen Stock höher, weil die religiösen Vorschriften Geschlechtertrennung gebieten. Die Personalchefin sagt, dass Männer und Frauen ohne Plaudereien und Flirts effizienter arbeiten würden. Der frühe Feierabend stehe für die meisten sowieso im Vordergrund, da ein ultraorthodoxes Paar meist fünf oder mehr Kinder habe.

Der Trend ist klar

Doch immer mehr Haredi-Männer und Frauen suchen nach Wegen, das streng religiöse Leben mit wirtschaftlichem Erfolg zu verbinden. Noch tun sich konservative Rabbiner sehr schwer mit diesem Trend. Aufzuhalten ist er allerdings kaum. Das israelische Amt für Statistik geht davon aus, dass bis 2020 bereits fast zwei Drittel aller ultraorthodoxen Männer arbeiten werden.

Für Mitgründer Kalmus lassen sich Torastudium und Arbeit problemlos vereinbaren.
Legende: Für Mitgründer Kalmus lassen sich Torastudium und Arbeit problemlos vereinbaren. SRF
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