- Seit mehr als zwei Wochen liefern sich philippinische Sicherheitskräfte in der Stadt Marawi einen blutigen Häuserkampf mit islamistischen Terroristen.
- Die Terroristen haben die schwarze Flagge des «Islamischen Staats» gehisst.
- Mehr als 100 Menschen kamen bisher ums Leben, rund 1000 Zivilisten sind im Kampfgebiet eingeschlossen. Rund 100 sollen sich in Geiselhaft befinden.
In Marawi auf der südphilippinischen Insel Mindanao gibt es keinen Strom mehr. Deshalb sind inzwischen auch die Batterien der Mobiltelefone leer – und die Hilferufe der Eingeschlossenen verstummt.
Hunderte eingeschlossen
Die Zivilisten in der Innenstadt von Marawi steckten in einer grauenhaften Lage, sagt Martin Thalmann, stellvertretender Delegationsleiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) auf den Philippinen. «Man schätzt, dass beinahe 1000 Leute im alten Zentrum der Stadt eingeschlossen sind.» Sie hätten wenig Nahrung, wenig Trinkwasser und keine medizinische Versorgung. «Diese Leute müssen jetzt dringend raus.»
Die Kämpfe begannen, nachdem Soldaten versucht hatten, Isnilon Hapilon in der Stadt festzunehmen. Hapilon führt mehrere radikale Gruppen an und wurde im vergangenen Jahr von der Terrorgruppe IS zum Emir in Südostasien ernannt. Seine Festnahme misslang, stattdessen brachten die Extremisten, unter denen sich mehrere Dutzend Ausländer befinden, Teile der Stadt unter ihre Kontrolle.
Zehntausende Menschen flohen aus der Stadt. Sie berichteten Dramatisches, sagt Thalmann vom IKRK. Die Flüchtlinge seien schlecht ernährt und oftmals traumatisiert. «Die philippinischen Streitkräfte setzen auch die Luftwaffe ein. Es sind extreme Kämpfe mit vielen Scharfschützen. Die Menschen haben schlimme Erfahrungen gemacht.» Weit über Hundert Tote haben die Kämpfe bislang gefordert, darunter auch viele Zivilisten. Die Leichen in den Strassen könnten nicht evakuiert werden, das könne zu Epidemien führen, sagt Thalmann.
Auf Christen abgesehen
Thalmann erzählt jedoch auch von der Solidarität zwischen den mehrheitlich muslimischen Bewohnern der Stadt und den Christen. Auf letztere haben es die islamistischen Kämpfer besonders abgesehen. «Es gibt Geschichten von muslimischen Familien, die christliche Familie in ihre Mitte genommen haben, und sie so an Checkpoints der Extremisten vorbeigeschleust haben», sagt Thalmann.
Insgesamt bleibt die Situation sehr schwierig, nach einem Ende der Kämpfe sieht es nicht aus. Es scheint sich zu bestätigen, wovor viele Beobachter gewarnt haben: Dass sich die Terrormiliz «Islamischer Staat» erfolgreich eine Basis in Südostasien aufgebaut hat.
Kriegszustand in Marawi
-
Bild 1 von 10. In der südphilippinischen Stadt Marawi bekämpfen sich seit Tagen islamistische Rebellen und Regierungstruppen. Bildquelle: Keystone .
-
Bild 2 von 10. In den Strassen herrscht ein bewaffneter Kampf. Bildquelle: Keystone .
-
Bild 3 von 10. Bis jetzt mussten bereits 100 Menschen sterben. Bildquelle: Keystone .
-
Bild 4 von 10. In einem Graben entdecken Bewohner Leichen von Menschen, die hingerichtet wurden. Auf einem der toten Körper klebt ein Blatt mit der Schrift «Glaubensverräter». Bildquelle: Getty Images .
-
Bild 5 von 10. Tausende Menschen verlassen die umkämpfte Stadt. Bildquelle: Keystone .
-
Bild 6 von 10. Ihr Hab und Gut haben sie in Säcke gepackt und damit die Fahrzeuge beladen. Unter den Flüchtenden sind Frauen mit Kindern. Bildquelle: Keystone .
-
Bild 7 von 10. Die Leidtragenden sind zumeist die Kinder. Bildquelle: Keystone .
-
Bild 8 von 10. Auf der Hauptstrasse bildet sich Stau mit den Flüchtenden. Bildquelle: Keystone .
-
Bild 9 von 10. Während in der Stadt die Spuren einer hastigen Flucht bleiben. Bildquelle: Getty Images .
-
Bild 10 von 10. Panzer und Soldaten halten im Zentrum Stellung. Bildquelle: Getty Images.