Was ist passiert? Islamistische Rebellen haben in Burkina Faso 50 Frauen entführt. Wie die lokale Regierung mitteilte, sind sie am 12. und 13. Januar aus dem Dorf Liki in der Provinz Soum, rund 15 Kilometer von der Stadt Arbinda entführt worden. Die UNO hat die sofortige Freilassung der entführten Frauen gefordert. Ähnliche Massenentführungen von Frauen sind bereits von der Terrormiliz Boko Haram in Nigeria durchgeführt worden.
Was ist das Ziel der Islamisten in Burkina Faso? Sie wollen wie in Mali und in Niger eine islamisch geprägte Gesellschaft aufbauen. Burkina Faso ist zudem reich an Gold. «Auch geostrategisch ist Burkina Faso für sie ein interessantes Land, denn es ist das Einfallstor zur Küste. Deshalb sind die Islamisten auch im Grenzgebiet im Süden», sagt Ulf Laessing. Er ist der Leiter des Sahel-Programms der Konrad-Adenauer-Stiftung und hat sein Büro in Mali.
Wie konnten sich die Islamisten so stark ausbreiten? 2012 riefen Islamisten zusammen mit den Tuareg in Nordmali einen Staat aus. Sie wurden von den Franzosen zurückgedrängt. Diese Islamisten sind wieder aus ihren Verstecken in der Wüste gekommen und habe sich sukzessive ausgebreitet, einerseits von Nordmali Richtung Zentrum von Mali, aber auch nach Burkina Faso.
Wie geht es den Menschen in Burkina Faso? Das Bevölkerungswachstum im Land ist sehr gross. Es ist ein sehr armes Land. «Es gibt viele lokale Konflikte zwischen Viehhirten und Bauern um Land und um Wasser.» Die Islamisten schlössen sich einer der Gruppen an und könnten so in den Dörfern Fuss fassen, sagt Laessing.
Wer regiert in Burkina Faso? In Burkina fanden im Jahr 2022 zwei Militärputsche statt. Der 2020 gewählte Präsident Roch Marc Christian Kaboré wurde im Januar 2022 vom Militär abgesetzt. Daraufhin kam Paul-Henri Sandaogo Dambia an die Macht. Dambia wurde Ende September seinerseits von rivalisierenden Militärs – die gemäss Quellen mit Russland sympathisieren – gestürzt. Nun ist Ibrahim Traoré der offizielle Präsident des Landes.
Die Regierung will eine Truppe aus 50'000 Freiwilligen ausrüsten, damit sie die Armee gegen die Islamisten unterstützen kann.
Was tut die Regierung gegen die Islamisten? «Die Regierung will eine Truppe aus 50'000 Freiwilligen ausrüsten, damit sie die Armee gegen die Islamisten unterstützen kann», sagt der Experte. Das Problem bei derartigen Truppen sei, dass gerade solche freiwilligen Milizen in der Vergangenheit mit Übergriffen auf Zivilisten in Verbindung gebracht wurden.
Braucht es internationale Hilfe? In der Hauptstadt Ouagadougou sind nach wie vor französische Spezialkräfte stationiert. «Doch innenpolitisch ist der Einsatz von ausländischen Truppen heikel. Burkina Faso hat auch gehofft, dass Europa ihm mehr Waffen verkauft, um die Freiwilligen ausrüsten zu können. Doch die europäischen Länder hatten Bedenken aufgrund der Vorgeschichte solcher Milizen», sagt der Experte. Das lasse Raum für Russland.
Sind bald russische Truppen in Burkina Faso? «Das Thema ausländische Truppen ist in Burkina Faso besonders heikel, es ist noch keine Entscheidung gefallen», so Laessing. Russland bemühe sich aktiv, die militärische Kooperation mit Burkina Faso auszubauen. Wenn Burkina Faso Waffen für die Freiwilligentrupps kaufen wolle, sei dies in Russland möglich, doch die Russen verknüpften das Angebot mit dem Einsatz von Söldnern, konkret mit der berüchtigten Wagner-Truppe. «Es ist sicher ein Wunsch von Russland, aktiv zu werden.»