13 Menschen sterben, viele weitere sind schwer verletzt. Erneut sind Terroristen mit Autos in Menschenmengen gerast. Diesmal in Barcelona. Das Phänomen Fahrzeugterrorismus ist nicht neu. Aber die Fälle haben in den letzten zwei Jahren markant zugenommen.
Warum diese Häufung von Auto-Anschlägen?
Amokfahrten seien Teil der Strategie der Terrormiliz IS, wie Terrorismusexperte und Sicherheitsberater Malte Roschinski sagt.
Durch Massnahmen der Sicherheitsbehörden sei es schwerer geworden, etwa an Sprengstoff und Schusswaffen zu kommen. «Die Beschaffung solcher Tatmittel erregt immer Aufmerksamkeit. Das macht eine terroristische Planung verwundbar.»
Deshalb habe der IS seine Anhänger auch dazu aufgerufen, für Anschläge einfachere Mittel, wie Fahrzeuge, Messer oder Hiebwaffen einzusetzen. «Das verspricht auch eine grosse mediale Aufmerksamkeit – und ohne Verbreitung dieser Schreckensbilder funktioniert Terrorismus nicht», betont Roschinski.
Zerstörung des Sicherheitsgefühls
Ziel der Terroristen sind nicht nur möglichst viele Tote. Es geht dem IS auch darum, das Sicherheitsgefühl der Menschen zu zerstören. Wenn alltägliche Dinge wie Autos als Tatwaffen eingesetzt werden, verbreitet das Angst und Schrecken. «Das bedeutet, dass es für eine Reihe von Tätergruppen attraktiv geworden ist, dieses taktische Mittel zu verwenden», so Sicherheitsexperte Roschinski.
Psychischer Widerstand statt Wegsperren
Durchfahrtssperren aufzustellen, sei zwar wichtig, um das Sicherheitsgefühl der Menschen wieder herzustellen, sagt Roschinski. «Allerdings besteht bei solchen Dingen auch immer die Gefahr, dass sich Terroristen andere taktische Mittel suchen. Terrorismus ist sehr anpassungsfähig.»
Für ebenso wichtig hält es der Terrorexperte aber Ansätze, die gesellschaftliche Widerstandsfähigkeit zu stärken und sich zu fragen: Wie gehen wir mit Angst um? Wie vermeiden wir als Gesellschaften, dass Terroristen uns die Lebensweise diktieren? «Das sind Ansätze, die langfristige psychologische und wirtschaftliche Schäden minimieren oder zumindest im Rahmen halten.»
Die Anschläge mit Autos im letzten Jahr
Nizza, Juli 2016
Tausende finden sich an der Promenade des Anglais ein, um das Feuerwerk zum französischen Nationalfeiertag zu bestaunen. Dann steuert ein tunesischer Terrorist einen Lastwagen in die Menschenmenge. 86 Menschen sterben, über 400 werden verletzt. Der IS bekennt sich zur Tat.
Berlin, Dezember 2016
In fünf Tagen ist Heiligabend. Am Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche herrscht geschäftiges Treiben. Ein tunesischer Terrorist rast mit einem Lastwagen durch den Markt und tötet zwölf Menschen, über 40 weitere werden verletzt. Der IS bekennt sich zur Tat.
London, März 2017
Ein zum Islam konvertierter 52-jähriger Mann fährt mit seinem Auto Fussgänger auf der Westminster-Brücke an. Danach rast er auf das Gelände des britischen Parlaments und ersticht einen unbewaffnete Polizisten. Insgesamt sterben fünf Menschen. Der Täter selbst wird von der Polizei erschossen. Der IS erklärt, es sei seine Tat gewesen.
Stockholm, April 2017
Ein mutmasslicher IS-Anhänger kapert einen Lastwagen und rast damit in einer belebten Einkaufsstrasse erst in eine Menschenmenge und dann in ein Kaufhaus. Fünf Menschen werden getötet, 15 verletzt. Die Polizei nimmt einen Usbeken unter Terrorverdacht fest.
London, Juni
Drei Attentäter rasen mit einem Lieferwagen in eine Menschenmenge auf der London Bridge und fahren weiter ins Ausgeviertel rund um den Borough Market, wo sie mit Messern auf Menschen einstechen. Sie töten sieben Menschen und verletzten Dutzende, bevor die Polizei sie erschiesst.