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Mutmasslicher Terrorangriff in Frankreich
Aus Tagesschau vom 29.10.2020.
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Terroristisch motiviert Drei Tote nach Messerattacke in Nizza

  • Bei einer Messerattacke in der südfranzösischen Küstenstadt Nizza sind drei Menschen getötet und sechs weitere verletzt worden.
  • Der Täter wurde nach der Tat von der Polizei angeschossen und ins Krankenhaus gebracht.
  • Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen. Frankreich hat die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen.
  • Präsident Emmanuel Macron sprach von einem «islamistischen Terroranschlag».

Der Angriff ereignete sich laut Medien gegen 9.00 Uhr morgens in der Kirche Notre-Dame mitten in der Einkaufsstrasse von Nizza. Der mutmassliche Angreifer habe «Allahu akbar» (Gott ist gross) gerufen, so Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi. Die Polizei riet, den Bereich zu meiden.

Die höchste Terrorwarnstufe ermöglicht die aussergewöhnliche Mobilisierung von Ressourcen im Kampf gegen den Terror. Ziel ist ein verbesserter Schutz vor einer unmittelbar bevorstehenden Bedrohung durch Terror. Premierminister Jean Castex sprach von einer «niederträchtigen» und «barbarischen» Attacke und kündigte eine entschlossene Antwort der Regierung an.

Nachrichtendienst des Bundes: 2020 mehr Gewalttaten als 2019

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Die Häufigkeit dschihadistisch motivierter Terroranschläge in Europa hat bis 2019 stetig abgenommen. Demgegenüber sind im ersten Halbjahr 2020 bereits mehr Gewalttaten als 2019 zu verzeichnen, wobei es sich grossmehrheitlich um von Einzeltätern mit Messern verübte Anschläge handelt. Zu diesen Terroranschlägen gehört mutmasslich auch das Tötungsdelikt in Morges/VD am 12. September 2020. In der Schweiz wäre es der erste Terroranschlag seit 2011 (Swissnuclear in Olten/SO) und der erste mit dschihadistischer Motivation.

Der geringen Anzahl erfolgreicher Anschläge stehen mehrere Verhaftungen von Terrorverdächtigen in Europa gegenüber. So zum Beispiel im Dezember 2019 in Dänemark, im Januar 2020 in Frankreich und im April 2020 in Deutschland und in Spanien. Eine geringe Anzahl dschihadistisch motivierter Terroranschläge bedeutet daher nicht per se, dass die Bedrohung kleiner geworden ist, sondern verdankt sich auch der zunehmenden Effizienz der Sicherheitskräfte.

Die Messerattacke in Nizza mit drei Toten war laut Macron ein «islamistischer Terroranschlag». Frankreich sei angegriffen worden, sagte der 42-Jährige in der südfranzösischen Küstenmetropole. Er kündigte einen verstärkten Schutz von Kirchen und Schulen an. Der schon länger laufende inländische Anti-Terroreinsatz «Sentinelle» des Militärs solle von bisher 3000 auf nun 7000 Soldaten aufgestockt werden. Macron war nach dem Anschlag in Begleitung von Ministern nach Nizza gereist.

Neue Angaben zum Täter

Bei dem mutmasslichen Angreifer von Nizza handelt es sich nach dpa-Informationen um einen Mann, der 1999 in Tunesien geboren ist. Der konservative französische Abgeordnete aus dem Département Alpes-Maritimes, in dem auch Nizza liegt, Éric Ciotti, machte weitere Angaben: So sei der mutmassliche Täter über die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa eingereist, schreibt er auf Twitter.

Auch die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, dass der Mann auf Lampedusa mit anderen Migranten in die EU eingereist und auf der Insel registriert worden sei.

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Einschätzungen von SRF-Korrespondentin Alexandra Gubser
Aus Tagesschau vom 29.10.2020.
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Innenminister Gérald Darmanin hatte mehrfach von einer hohen Terrorgefahr im Land gewarnt. Erst vor zwei Wochen war ein Lehrer in einem Vorort von Paris enthauptet worden. Das Verbrechen hatte im ganzen Land Entsetzen ausgelöst. Es waren Zehntausende auf die Strasse gegangen, um sich solidarisch zu zeigen.

Nizza wurde bereits 2016 von einem Terroranschlag erschüttert, dabei starben 86 Menschen.

Einschätzung der SRF-Frankreich-Korrespondentin Alexandra Gubser

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Eines der Opfer war der beliebte Sakristan der Basilika, die Identität der beiden Frauen ist noch nicht bekannt. Der terroristische Hintergrund scheint gegeben. Laut dem Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, der sofort hingeeilt ist, hat der von der Polizei angeschossene Attentäter noch Allah u Akbar – arabisch für Gott ist gross geschrien, als ihn die Notfallsanitäter in den Krankenwagen geladen haben. Und es scheint dasselbe Vorgehen zu sein, mindestens einem der Opfer wurde der Kopf abgeschnitten. Dieselbe unerträgliche Barbarei wie beim Anschlag auf den Geschichts- und Geografie-Lehrer Samuel Paty vor knapp zwei Wochen.

Erhöhtes Anschlagsrisiko

Die Nachrichtendienste und Terrorexperten sind seit Wochen alarmiert und warnen vor einem erhöhten Anschlagsrisiko. Auslösendes Element ist sicher der Prozess gegen die Helfer der Attentäter auf das Satiremagazin Charlie Hebdo vor 5 Jahren. Bei dem die Mohammed-Karikaturen wieder gezeigt wurden, was indirekt bereits einen Anschlag vor den ehemaligen Redaktionsräumen der Zeitung und die Enthauptung eines Lehrers provoziert hat. Ein anderer Grund ist die klare Kampfansage des französischen Präsidenten an den islamistischen Separatismus, der die Gesellschaft und das Zusammenleben der verschiedenen Glaubensgemeinschaften zusehends zersetzt.

Durchaus auch einen Einfluss haben könnte der Wirbel, welche der türkische Präsident Erdogan angezettelt hat und die halbe islamische Welt aufwiegelt. Erdogan pöbelt seit Tagen gegen Präsident Macron und die Meinungsfreiheit in Frankreich, die eben auch beinhaltet, dass man sich über Götter jeglicher Couleur lustig machen darf.

EU-Parlamentspräsident geschockt von Messerattacke in Nizza

Nach der tödlichen Messerattacke in Nizza hat der Präsident des Europaparlaments David Sassoli zur Geschlossenheit aufgerufen. «Wir haben die Pflicht, zusammen gegen Gewalt und gegen diejenigen zu stehen, die aufhetzen wollen und Hass verbreiten», schreibt der Italiener auf Twitter. Er sei schockiert und traurig über die Nachrichten aus Nizza. «Dieser Schmerz wird von uns allen in Europa gefühlt.»

Auch bei Avignon Attacke auf Passanten

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Auch in der Nähe der südfranzösischen Stadt Avignon hat es einen mutmasslich islamistischen Angriff auf Passanten gegeben. Ein Mann habe in dem Ort Montfavet mehrere Menschen mit einer Pistole bedroht. Das teilt die Polizei mit.

Die Polizei habe den Mann erschossen. Der Hörfunksender Europe 1 meldet, der Angreifer habe «Allahu akbar» (Gott ist gross) gerufen. Weitere Einzelheiten werden zunächst nicht genannt.

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SRF 4 News, 29. Oktober 2020,10:00 Uhr ; 

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