- Der mutmassliche Täter vom Frankfurter Hauptbahnhof war in der Schweiz zur Festnahme ausgeschrieben.
- Der 40 Jahre alte Mann aus Eritrea habe vergangene Woche eine Nachbarin bedroht und seine Frau und seine drei Kinder eingesperrt, erläuterte die Zürcher Kantonalpolizei an einer Medienkonferenz.
- Der Mann sei zuvor nicht auffällig gewesen, habe sich aber in psychiatrischer Betreuung befunden.
Bis vergangene Woche lebte der Familienvater laut der Kantonspolizei Zürich unauffällig in Wädenswil (ZH). Der Mann habe bis Januar 2019 gearbeitet, seither war er offenbar wegen psychischer Probleme krankgeschrieben. Die genaue Krankheitsgeschichte sei der Polizei noch nicht klar, man habe diese beantragt. Gefunden wurden lediglich Dokumente und man wisse deshalb, wo er in Behandlung war.
Polizeilich bekannt war der 40-Jährige bis vergangene Woche einzig wegen eines geringfügigen Verkehrsdeliktes. Am vergangenen Donnerstag kam es dann aber zu einem ersten Gewaltausbruch: Er sperrte seine Ehefrau und die drei Kleinkinder in der Wohnung ein, wie Vertreter der Staatsanwaltschaft Kantonspolizei sagten. Seine Familie musste von der Polizei befreit werden.
Eine Öffentlichkeitsfahndung wurde danach nicht eingeleitet. Das sei nicht angezeigt gewesen. Solche Vorfälle von häuslicher Gewalt gebe es im Kanton Zürich etwa ein Dutzend pro Tag, sagte Bruno Keller, stellvertretender Kommandant der Kantonspolizei. Es habe keine Hinweise auf eine besondere Gefährlichkeit gegeben. Die Fluchtgefahr sei als gering eingestuft worden. Man habe den Mann national zur Fahndung ausgeschrieben.
Der Mann war Mitglied der christlich-orthodoxen Glaubensgemeinschaft und arbeitete bis Januar 2019 bei den Zürcher Verkehrsbetrieben (VBZ). Seit 2006 lebte er in der Schweiz, seit 2011 hatte er eine Niederlassungsbewilligung C. Er galt als gut integriert.
Wie der Mann nach Deutschland kam und mit wem er seit Donnerstag Kontakt hatte, ist unklar. Eine Radikalisierung oder einen terroristischen Hintergrund schliesst die Polizei aus.
Diskussion über Sicherheit
Zuvor hatten auch die deutschen Behörden an einer Medienkonferenz informiert. Bundesinnenminister Horst Seehofer sprach von einem «kaltblütigen Mord» und einem «grässlichem Verbrechen». Es werde jetzt Spitzengesprächen zwischen seinem Ministerium, dem Bundesverkehrsministerium und der Deutschen Bahn AG zu der Frage geben, wie sich die Sicherheit an Bahnhöfen erhöhen lasse.
Man habe die moralische Verantwortung, das Menschenmögliche für mehr Sicherheit zu tun. Es brauche mehr Polizeipräsenz. Dies sei wichtiger als ein zusätzlicher Gesetzesparagraph. Seehofer erneuerte auch seine Forderung nach einer stärkeren Videoüberwachung im öffentlichen Raum. Es handle sich um eine «komplexe Aufgabe», weil es in Deutschland rund 5600 Bahnhöfe mit völlig unterschiedlichen Strukturen gebe.
Es sei davon auszugehen, dass der Mann an der Grenze nicht kontrolliert wurde, so die Bundespolizei. Unabhängig von der Attacke am Frankfurter Hauptbahnhof müsse Deutschland stärker seine Grenzen «in den Blick nehmen», sagte Innenminister Seehofer.
Täter schweigt
Die Frankfurter Staatsanwaltschaft beantragte einen Haftbefehl. Der Mann werde wegen Mordes und zweifachen Mordversuches dem Haftrichter vorgeführt, sagte Oberstaatsanwältin Nadja Niesen. Der Mann schweige bislang zu der Tat.