Die Streitkräfte wurden von der Trump-Administration angewiesen, bis Ende März in den eigenen Reihen Menschen mit Genderdysphorie aufzulisten. Menschen also, die sich nicht dem Geschlecht zugehörig fühlen, das ihnen bei der Geburt zugeschrieben wurde. Betroffen sind vermutlich Tausende, auch solche, die für die USA in den Krieg gezogen sind.
Noch ist sie im Dienst: Sie äussere sich als Privatperson, nicht im Namen des Verteidigungsministeriums, stellt Lt. Commander Geirid Morgan klar. 1998 legte sie den militärischen Eid ab und wurde Marinetaucherin. Nach dem Studium kehrte sie zum Militär zurück – mit einem Doktortitel.
Ich habe stets alle Leistungsanforderungen erfüllt, körperlich und mental. Dass ich nun kurz vor der Entlassung stehen könnte, weil ich für dienstuntauglich befunden werde, ist hart.
Morgan arbeitet im Forschungsbüro der US-Marine, wo sie Wissenschaft und Militärdienst verbinden kann. Sie hat über 14 Jahre lang gedient. Aber sie ist eine trans Frau – und somit nicht mehr erwünscht.
«Ich habe stets alle Leistungsanforderungen erfüllt, körperlich und mental. Dass ich nun kurz vor der Entlassung stehen könnte, weil ich für dienstuntauglich befunden werde, ist hart», sagt sie.
«Demut und Selbstlosigkeit»
Schon in seiner ersten Amtszeit erliess Präsident Trump einen «trans ban» – ein weiteres Transverbot war zu erwarten. Trotzdem sei es erschütternd gewesen, Trumps Dekret zu lesen, sagt Morgan und zitiert: Wenn ein Mann behaupte, er sei eine Frau, so sei das nicht mit der «Demut und Selbstlosigkeit» eines Soldaten zu vereinbaren.
Das Dekret scheint gar abzustreiten, dass es so etwas wie trans Menschen gibt. Ein Schlag ins Gesicht für jemanden wie Geirid Morgan: «Die meisten von uns, speziell jene, die spät in ihrem Leben ihr wahres Geschlecht annahmen, lebten viele Jahre lang mit viel Angst und Scham.»
Das ist genau die Art von Menschen, die es in jedem Berufsfeld braucht, auch in Führungspositionen.
Doch es komme der Punkt, wo es unerträglich werde und man nehme das wahre Geschlecht an, falls sich die Gelegenheit dafür biete. Der Mut für diesen Schritt spreche Bände über jene, die ihn wagten, findet Morgan: «Das ist genau die Art von Menschen, die es in jedem Berufsfeld braucht, auch in Führungspositionen.»
Für Morgan bot sich die Gelegenheit vor drei Jahren. Präsident Joe Biden hatte das Transverbot aufgehoben. Trans Menschen durften offen im Militär dienen, auch in Kampfeinsätzen. Morgan outete sich als trans und erhielt vom Militär die Möglichkeit einer medizinischen Geschlechtsangleichung.
Das machte sie nach eigenen Angaben zu einer besseren Mitarbeiterin, Kollegin und besseren militärischen Führungskraft, weil sie am Arbeitsplatz authentisch sein kann. Das könnte vorbei sein: Menschen mit Geschlechtsdysphorie könnten den Anforderungen des Militärs nicht gerecht werden, so ein Memo des Verteidigungsministeriums.
Klage vor Gericht hängig
Morgans Militärkarriere, die sie bis zur Pensionierung verfolgen wollte, könnte damit vorbei sein. Sie müsste sich mit Mitte 40 neu orientieren. Und trans Menschen, die weiter Dienst leisten wollen, würden ihr Geschlecht künftig wohl verbergen. «Ich befürchte, dass manche im Verborgenen bleiben werden.»
Gegen das Transverbot der Trump-Regierung wurde geklagt. Es sei verfassungswidrig, heisst es in der Klageschrift. Auch Morgan gehört zu den Klägerinnen. Eine Bundesrichterin hat nun das Transverbot der Trump-Regierung vorerst blockiert. Am Ende entscheidet womöglich das Oberste Gericht, ob Geirid Morgans Militärkarriere zu Ende ist oder nicht.