9:50 Uhr: Halbleeres Stadion irritiert
Noch ist die Arena nur zur Hälfte gefüllt. Vermutlich wird die Zeremonie deshalb verspätet beginnen. Auch ein Grossteil der prominenten Gäste – zum Beispiel Barack Obama – ist noch nicht vor Ort. Aber die Gäste aus aller Welt treffen quasi im Minutentakt ein.
Unterdessen singen und tanzen die Menschen im Stadion. Viele von ihnen sind in Trachten gehüllt und in den Landesfarben geschminkt. Insgesamt werden 95'000 Menschen erwartet. Weil die Behörden vor einem Chaos gewarnt hatten, sind viele Menschen in andere Stadien ausgewichen. Nun wird sich das Stadion vermutlich erst im Laufe der Zeremonie vollständig füllen.
Mit einer bewegenden Trauerfeier haben Südafrika und die Welt Abschied von Nelson Mandela genommen. Der Verstorbene wurde dabei unter anderem als «Gigant der Geschichte» und als ein «Leuchtfeuer der Hoffnung und der Menschenrechte» gepriesen. Wir haben für Sie die Geschehnisse der Zeremonie und die wichtigsten Würdigungen des Verstorbenen chronolgisch aufbereitet.
10:15 Uhr: «Er hat es verdient, seine Ruhe zu finden»
Noch immer ist unklar, wann die Trauerfeier nun offiziell beginnen wird. Zeit genug also für Ruedi Küng, den ehemaligen Südafrika-Korrespondenten, noch einmal die letzten Tage Mandelas Revue passieren zu lassen. Er sei erleichtert gewesen, als er vom Tod Mandelas erfahren habe. «Denn am Ende war er ein schwacher, kranker Mann, der von einigen als politisches Instrument missbraucht wurde.»
Mehr als 27 Jahre hat Mandela im Gefängnis verbracht, um erst dann seine grösste Leistung zu vollbringen. «Dieser Mann hat es verdient, nun seine Ruhe zu finden», so Küng.
10:30 Uhr: Leere im Stadion
Winnie Mandela, die geschiedene Ex-Frau von Nelson Mandela, betritt das Stadion. «Ihre schwierige Lage wurde von der Öffentlichkeit bis heute oftmals verkannt», sagt Ruedi Küng.
Allerdings seien auch viele Dinge nach Mandelas Freilassung geschehen, die Winnie in kein gutes Licht rücken lassen, so der ehemalige Südafrika-Korrespondent.
Immer noch treffen viele internationale Gäste in. Auch Jacob Zuma, der Präsident Südafrikas, ist auf dem Weg zu seinem Platz auf der Ehrentribüne. Unterdessen füllt sich das Stadion langsam. Allerdings sind die unteren Ränge weiterhin zum grossen Teil leer.
10:50 Uhr: Feierlichkeiten verzögern sich
Jacob Zuma, der Präsident Südafrikas, betritt die Ehrentribüne. Er wird die Hauptrede der Trauerfeier halten.
Staats- und Ehrengäste im Minutentakt ein. War zunächst angenommen worden, die Verzögerung seien auf die leeren Ränge im Stadion zurückzuführen, so muss man wohl jetzt davon ausgehen, dass es Probleme bei der Logistik gibt. Gerade erst trifft die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff – eine der Trauerredner – ein.
11:10 Uhr: Nationalhymne zur Eröffnung
Nun ist es soweit: Mit knapp einer Stunde Verzögerung beginnen die Trauerfeierlichkeiten zu Ehren Nelson Mandelas. Nach der Nationalhymne werden die Gäste aus aller Welt begrüsst. Dann sprechen Vertreter aller Religionen Südafrikas Mandela ihren Segen aus.
11:45 Uhr: «Ruhmreiches Leben ist zu Ende»
Nach dem Weggefährten aus der Gefangenschaft, Andrew Mlangeni, spricht mit Thanduxolo Mandela erstmals ein Angehöriger der Familie. Beide Redner betonen Mandelas Bescheidenheit und würdigen seinen Kampf für die Gleichheit in Südafrika.
«Ein ruhmreiches Leben ist zu Ende gegangen. Aber aus unseren Köpfen wird er nie verschwinden. Denn er hat uns zur Versöhnung geführt», sagt Thanduxolo Mandela. Der Sprecher der Familie ruft am Ende seiner Rede dazu auf, die Welt im Sinne Mandelas zu einem besseren Ort zu machen und dessen Licht weiterzutragen.
12:15 Uhr: «Möge er in Frieden ruhen»
«Südafrika hat einen Helden verloren, die Welt einen Mentor», sagt UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon in seiner Rede zu Ehren Nelson Mandelas. Dieser habe viel geopfert für den Frieden und die Gerechtigkeit», so Ban Ki-Moon. Doch nun sei sein langer Marsch beendet. «Möge er in Frieden ruhen.»
Mbuso Mandela, ein Enkel Mandelas, würdigt seinen Grossvater in bewegenden Worten. «Du hast uns sehr viel gebracht. Du hast uns in eine Zukunft gewiesen, in der Schwarz und Weiss, Reich und Arm gemeinsam in einer Welt leben können.»
13:05 Uhr: «Wir werden ihn vermissen»
US-Präsident Barack Obama nennt Nelson Mandela einen «Giganten der Geschichte» und einen der letzten grossen Befreier des 20. Jahrhunderts.
Er habe den Ansprüchen der Unterdrückten eine Stimme gegeben und verstanden, dass sich Ideen nicht in ein Gefängnis stecken liessen.
«Sein Kampf war euer Kampf. Sein Triumph war euer Triumph», sagt Obama vor den jubelnden Menschen. Vielleicht werde es eine Ikone wie Mandela nie wieder geben, so der US-Präsident weiter. «Wir werden ihn vermissen.» (Hier geht es zu Obamas Rede in voller Länge.)
13:35 Uhr: Historischer Handschlag am Rande
Mandela habe auch für Lateinamerika und die karibischen Staaten «ein unerreichbares Beispiel» gesetzt, betont der kubanische Präsident Raúl Castro. Südafrikas Nationalheld sei dem «revolutionären Kampf für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung» verpflichtet gewesen. Castro nennt Mandela ein Vorbild für Integrität. Er habe alles getan, um die Armut und Ungleichheit zu bekämpfen – und damit dem neuen Südafrika den Weg geöffnet.
Am Rande der Reden kommt es zu einer in der jüngeren Geschichte beispiellosen Geste: Castro und US-Präsident Barack Obama schütteln sich die Hand. Die Beziehungen zwischen den USA und dem sozialistischen Kuba sind seit Jahrzehnten angespannt.
14:00 Uhr: «Mandela hat uns alle berührt»
In Südafrika wurde Nelson Mandela mit dem Kosenamen Madiba betitelt – das südafrikanische Wort für Vater. Der Präsident Südafrikas, Jacob Zuma, betont: «Wir nennen Madiba nicht nur unseren Vater der Nation, um politisch korrekt zu sein. Mandela hat ein starkes Fundament gebaut. Ein Land, das vereint ist, demokratisch und wirtschaftlich blühend.» Für seine Überzeugungen und sein Handeln habe er einen hohen Preis bezahlt.
Jeder habe seinen «Mandela-Moment» gehabt im Leben, jeder habe sich schon mal von ihm berührt gefühlt, hält Zuma weiter fest. «Es gibt niemanden wie Madiba. Er war schlicht einzigartig.» Mandela hinterlasse eine Nation, die ihn liebe. Einen Kontinent, der stolz ist, ihn Afrikaner nennen zu dürfen.
Die Rede von Südafrikas Präsidenten Jacob Zuma wird von Buh-Rufen begleitet.
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Bild 1 von 12. Schwarz und Weiss wollte Nelson Mandela versöhnen. Ob die Saat seines Lebenswerkes tatsächlich aufgeht, wird sich vermutlich erst in vielen Jahren zeigen. Momentan sind die Gräben zwischen den Rassen noch nahezu unvermindert tief. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 12. Bereits viele Stunden vor dem Beginn der offiziellen Trauerfeier strömten Tausende Menschen in das Stadion von Johannesburg. Trotz des traurigen Anlasses zeigten sich viel Menschen fröhlich und stolz auf den Vater der Nation: Nelson Mandela. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 12. In den Katakomben des Johannesburger Stadions tanzen die Menschen, skandieren Parolen und halten immer wieder Bilder mit dem Konterfei des Verstorbenen in die Höhe. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 12. Lange Zeit blieb das Johannesburger Stadion bestenfalls halbgefüllt. Vermutlich hatten Warnungen vor einem Chaos viele vom Besuch der Haupttrauerfeier abgehalten. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 12. Der ehemalige Bischof, Friedensnobelpreisträger und Freund Mandelas, Desmond Tutu, und die irische Präsidentin Mary Robinson sind ebenfalls Gäste der Zeremonie. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 12. Mit grossem Jubel wurde US-Präsident Barack Obama von den Menschen im Stadion begrüsst. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 12. Die Witwe Nelson Mandelas, Graca Machel, beim Betreten der Katakomben des Johannesburger Stadions. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 12. Zu den prominenten Gästen der Trauerfeier gehören auch der Sänger der irischen Rockband U2 Bono und die südafrikanische Schauspielerin Charlize Theron. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 12. «Eure Freiheit ist sein geschätztes Erbe», rief Barack Obama den Menschen im Stadion zu und erntete frenetischen Jubel. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 12. Historischer Handschlag: Auf seinem Weg zum Rednerpult schüttelte Präsident Obama die Hand von Kubas Staatschef Raúl Castro. Washington hält seit mehr als 50 Jahren eine Wirtschaftsblockade gegen den Inselstaat aufrecht. Bildquelle: Keystone.
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Bild 11 von 12. Die Verehrung Mandelas scheint in diesen Tagen grenzenlos. Menschen die Bilder Mandelas küssen, sind in diesen Tagen eher die Regel denn die Ausnahme. Bildquelle: Keystone.
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Bild 12 von 12. Herausragend – im wahrsten Sinne des Wortes – wird das Leben und Wirken von Nelson Mandela der Nachwelt in Erinnerung bleiben. Bildquelle: Keystone.