- Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un und der russische Präsident Wladimir Putin haben ihr erstes langes Vier-Augen-Gespräch als «inhaltsvoll» bezeichnet.
- Kim Jong-un ist nach den Worten des russischen Präsidenten Wladimir Putin weiterhin bereit zum Dialog mit den USA.
- Er wolle die US-Seite bei Interesse offen über das Treffen mit Kim informieren.
Der nordkoreanische Machthaber habe ihn selbst darum gebeten, den USA die Position noch einmal zu übermitteln, sagte Putin. «Es gibt keine Geheimnisse», betonte Putin. Ein Gipfel von US-Präsident Donald Trump mit Kim in Vietnam vor gut zwei Monaten war vorzeitig abgebrochen worden.
Putin sagte auch, beide Seiten hätten auch darüber gesprochen, wie die Lage verbessert werden könne. Die beiden äusserten sich nach einem mehr als einstündigen Gespräch, wie das russische Fernsehen zeigte. Weiter Details wurden nicht bekannt. «Wir konnten über die Geschichte unserer Beziehungen und über das Heute sowie die Entwicklung des bilateralen Verhältnisses sprechen», sagte Putin.
Bei ihrer Begegnung äusserte Putin die Hoffnung, dass Russland dabei helfen könne, den Streit um das nordkoreanische Atomwaffenprogramm lösen zu können. «Ich freue mich, Sie hier zu sehen», sagte der Kremlchef, als sich beide Politiker auf der Insel Russki erstmals die Hände schüttelten.
Kim sucht Nähe zum Nachbarn Russland
Zwei Monate nach dem geplatzten Gipfel mit US-Präsident Donald Trump in Hanoi sucht Kim die Nähe zum Nachbarn Russland, mit dem Nordkorea traditionell gute Beziehungen pflegt.
«Wir begrüssen Ihre Anstrengungen bei der Entwicklung des innerkoreanischen Dialogs und bei der Normalisierung der nordkoreanisch-amerikanischen Beziehungen», sagte Putin.
Vier-Augen-Gespräch
Wegen der nordkoreanischen Atom- und Raketentests haben die Vereinten Nationen scharfe Sanktionen gegen das isolierte Land verhängt. Damit droht Zehntausenden nordkoreanischen Gastarbeitern, die für Nordkorea eine wichtige Einnahmequelle sind, die Ausreise aus Russland. Beide Seiten wollen das verhindern. Im Anschluss an das Vier-Augen-Gespräch begannen die Delegationen beider Länder mehrstündige Verhandlungen.
Insgesamt sollen die Gespräche laut Nachrichtenagentur Interfax vier Stunden dauern. Nach offiziellen russischen Angaben war aber zunächst nicht geplant, dass Vereinbarungen unterzeichnet werden oder eine gemeinsame Gipfelerklärung abgeben wird. Russische Kommentatoren beschrieben das Ereignis als Imagekampagne für Kim und Putin.
Anschliessend wird der Kreml-Chef zum «Seidenstrassen»-Gipfel nach Peking weiterreisen, wo Nordkorea auch eine Rolle spielen wird.
Gipfel mit Trump endete vorzeitig
Russland ist wie die USA an einer nuklearen Abrüstung des Nachbarlandes interessiert. Zugleich setzt sich Moskau im Gegenzug für ein Entgegenkommen beim Atomprogramm für eine Lockerung der Sanktionen gegen Pjöngjang ein. Kim dürfte bei seinem ersten Besuch der Atommacht Russland Sicherheitsgarantien einfordern, sollte er sich auf Abrüstungsschritte einlassen.
Kims Gipfel mit Trump Ende Februar in Vietnam war vorzeitig abgebrochen worden. Trotzdem bewerteten sie das Treffen anschliessend positiv. Erst kürzlich erklärte Trump auch einen weiteren Gipfel für möglich. Neue Spannungen sind aber unübersehbar. Wenige Stunden vor dem Gipfel mit Putin kritisierte Nordkorea derzeit laufende Militärübungen Südkoreas und der USA.
Machthaber Kim hatte mit seinem gepanzerten Sonderzug am Mittwoch die Grenze zwischen Nordkorea und Russland überquert. Stunden später war er in der Hafenstadt am Pazifik angekommen und wurde mit militärischen Ehren empfangen. Nordkoreas Machthaber bleibt soll erst am Samstag wieder heimreisen.