- Auch nach dem Verzicht des algerischen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika auf eine weitere Amtszeit halten die Massenproteste im Land an.
- Tausende gingen in mehreren Städten des nordafrikanischen Landes auf die Strasse.
- Viele Demonstranten halten Bouteflikas Verzicht bei gleichzeitiger Aussetzung der Präsidentschaftwahl für eine List.
Kaum ist der nächtliche Jubel über den Verzicht des algerischen Präsidenten verhallt, haben sich im Zentrum der Hauptstadt Algier Menschen vor der Grossen Post versammelt, um gegen eine Verlängerung von Bouteflikas Amtszeit zu protestieren. Sie prangern eine List an. «Die Studierenden leisten der Amtsverlängerung Widerstand», skandierte die Masse.
Auch andernorts fanden Kundgebungen statt. In Bejaia traten nach Medienberichten Arbeiter in den Streik, wodurch der Hafen der Küstenstadt lahmgelegt wurde.
Verzicht, aber länger im Amt
Der gesundheitlich schwer angeschlagene 82-jährige Langzeitpräsident hatte am Montag zwar seinen Verzicht auf eine Kandidatur für eine fünfte Amtszeit erklärt, aber zugleich auch die für den 18. April vorgesehene Präsidentenwahl ausgesetzt. Deshalb bleibt er länger im Amt.
Die Führung in Algier stellte wirtschaftliche und soziale Reformen sowie eine rasche Regierungsumbildung in Aussicht. Der Bevölkerung soll zudem eine neue Verfassung zur Abstimmung vorgelegt werden.
Nur noch eine Marionette?
Algerien erlebt seit Wochen die grössten Massenproteste seit mehr als 20 Jahren in dem nordafrikanischen Land. Am vergangenen Freitag waren nach Schätzungen bis zu drei Millionen Menschen im ganzen Land auf die Strasse gegangen.
Kritiker halten den schwer kranken Bouteflika für nicht fähig, das Land zu führen. Sie werfen dem Militär und den wirtschaftlichen Eliten vor, den Präsidenten nur zum Schutz eigener Interessen im Amt zu halten.