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Trump in Paris «Macron inszeniert sich gerne und mit Geschick»

Emmanuel Macron spielt bei Trumps Staatsbesuch die Rolle des grossen Präsidenten. Das macht er aus Kalkül, sagt Frankreich-Korrespondent Charles Liebherr.

SRF News: Es scheint als mache Macron im Umgang mit Trump alles richtig?

Charles Liebherr: Das ist tatsächlich so. Es ist auffällig, wie häufig Trump bei der heutigen Militärparade in Paris applaudiert hat. Macron inszeniert sich als Präsident. Das macht er offensichtlich gern und auch mit einigem Geschick. Das Kalkül: Er versucht, Trump mit diesen pompösen Gesten einzubinden, um später vielleicht bei heiklen Themen wie etwa dem Pariser Klimaabkommen Zugeständnisse vom US-Präsidenten zu erhalten.

Der gleichen Logik folgte auch schon der Empfang von Wladimir Putin vor einigen Wochen. Das ist ein ganz anderer Stil als Macrons Vorgänger François Hollande ihn befolgte. Erkennen lassen sich dabei aber erst die Kulissen – also das Nachtessen auf dem Eifelturm oder die Militärparade. Bei der Sache selbst sind dagegen noch keine Fortschritte ersichtlich.

Macron und Trump vor dem Essen.
Legende: Pompös: Man dinierte auf dem Eiffelturm. Keystone

Was bleibt übrig, wenn man die Kulisse abbaut?

Das ist die grosse Frage: Welche Strategie verfolgt Macron mit dieser Inszenierung? Ich würde sagen, es ist eine doppelte: Zum einen inszeniert Macron Frankreich. Es erhebt den Anspruch, eine Weltmacht zu sein, war in der Vergangenheit aber so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass es nicht mehr wirklich ernstgenommen wurde. Zum anderen zielt er auf seine Wählerinnen und Wähler. Er will ihnen zeigen, dass ihre Heimat Ambitionen hat und zeigen darf. Das soll ihnen Mut machen, um schwierige innenpolitische Reformen tatsächlich anzugehen. So will Macron quasi eine Kultur des Erfolges erzwingen, eine Kultur, in der er sich selber auch persönlich wiedererkennt.

Macron will eine Kultur des Erfolges erzwingen, eine Kultur, in der er sich auch persönlich wiedererkennt.
Autor: Charles Liebherr Frankreich-Korrespondent

Macron ist erst seit knapp zwei Monaten französischer Staatspräsident. Kann er schon Erfolge vorweisen?

Kaum. Er schiebt mit seiner Regierung aber auch erst an. Seine Reformagenda lässt kaum einen Bereich der Politik aus. Sie ist – zumindest in ihrer Absicht – ja auch sehr umfassend und tiefgreifend. In der Sache ist noch nichts erreicht. Dafür war die Zeit aber auch einfach noch viel zu kurz. Die Eckpfeiler der Reform des Arbeitsgesetzes und des Transparenzgesetzes kennen wir jetzt. Nun geht es um den politischen Alltag, bei dem Details beraten und Kompromisse gesucht werden. Das ist deutlich weniger spektakulär als die Ankündigung einer Reform.

Das Gespräch führte Simon Leu

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