Belastete Beziehungen: Der japanische Regierungschef Shinzo Abe ist zu Gast im Privatanwesen von US-Präsident Donald Trump in Florida. Ursprünglich hatten die beiden ein gutes Verhältnis. Zuletzt hat sich dieses wegen Nordkorea jedoch abgekühlt. Und prompt erklärte Trump am Rand des Treffens mit Abe, er wolle noch im Juni den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un treffen. Darüber mache man sich in Japan Sorgen, sagt SRF-Ostasien-Korrespondent Martin Aldrovandi. «Die japanische Regierung will nicht, dass die Annäherung zwischen den USA und Nordkorea dazu führt, dass Japan bei diesem Thema auf die Seite gedrängt wird.»
Japans Angst: Für Japan sei Nordkorea eine Bedrohung der eigenen Sicherheit, sagt Aldrovandi. Pjöngjangs Interkontinentalraketen, aber auch Raketen für kürzere Strecken, könnten Japan erreichen. «Man fürchtet auch, dass die Interessen Japans bei direkten Gesprächen zwischen den USA und Nordkorea zu kurz kommen könnten.» Japan wolle verhindern, dass sich Trump zu Konzessionen gegenüber Nordkorea hinreissen lasse, nur um damit zu Hause einen schnellen Erfolg vorweisen zu können. «Das könnte dazu führen, dass die Nordkoreaner Zeit gewinnen, ohne ihr Atom- und Raketenprogramm aufgeben zu müssen.»
Japans Hoffnungen: Abe wolle beim Treffen herausfinden, was Trumps Plan sei, erklärt Aldrovandi. «Ein wichtiges Thema für Abe sind auch die entführten Japaner.» In den 1970er und 1980er Jahren wurden Japaner nach Nordkorea entführt. «Da fordert Japan Aufklärung.» Offenbar habe sich Trump bereiterklärt, das Thema bei Gesprächen mit Nordkorea anzusprechen.
Meinungsverschiedenheiten in der Handelspolitik: Die US-Zölle auf Stahl und Aluminium kommen auch in Japan schlecht an. Das Land fühle sich von den USA ungerecht behandelt, weil andere Länder von den Zöllen ausgenommen seien, sagt Aldrovandi. «In Wirtschaftsfragen hat Trump nicht nur China, sondern auch immer wieder Japan kritisiert.» Die USA hätten nun aber offenbar angedeutet, dass man über die Zölle reden könne.
Man fürchtet, dass die Interessen Japans bei direkten Gesprächen zwischen den USA und Nordkorea zu kurz kommen könnten.
«Trans-Pacific Partnership»: Die japanische Regierung wünscht sich, dass die USA beim TPP, dem multilateralen Handelsabkommen im pazifischen Raum, mitmachen würden. Trump habe kürzlich Hoffnung aufkeimen lassen, dass man daran nun doch interessiert sein könnte, erklärt Aldrovandi. «Die USA wollen aber eigentlich ein bilaterales Freihandelsabkommen mit Japan.» Daran sei Japan aber wenig interessiert, weil es damit die Landwirtschaft oder die Automobilindustrie öffnen müsste. «Da gibt es unterschiedliche Interessen der beiden Seiten.»