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Trump will Gaza übernehmen Trump will ein Gaza für die Welt – aber nicht für Palästinenser

Es war ein weiterer denkwürdiger Auftritt von US-Präsident Donald Trump. Die Bevölkerung von Gaza solle woanders hin. «Jemand» solle ihnen «einen schönen Platz an einem anderen Ort» bauen. Wer, liess Trump offen, und er sagte auch nicht, an welchem Ort, meinte aber wohl Jordanien und Ägypten.

Den Gazastreifen hingegen würden die USA übernehmen und ein Paradies am Mittelmeer errichten. Als ihn jemand fragte, was denn sei, falls die Palästinenserinnen und Palästinenser ihre Heimat nicht verlassen wollten, antwortete Trump: «Weshalb sollten sie dort leben wollen?»

Geschichte beiseitegeschoben

Trumps Antwort zeigt: Entweder schiebt er die Geschichte bewusst beiseite oder sie ist ihm gleichgültig. In der arabischen Welt rufen Trumps Kolonialistenträume jedenfalls böse Erinnerungen wach – an eine Zeit, in der die westlichen Mächte nach Gutdünken mit dem Lineal Grenzen in den Sand zogen (und die ganzen Schwierigkeiten erst kreierten). Und in der palästinensischen Welt an das, was die Palästinenser die «Nakba» nennen, die «Katastrophe», mit der sie die Vertreibung und Flucht aus dem Land, das heute Israel ist, bezeichnen.

Auf die Frage, wer denn in dieser zu bauenden «Riviera des Nahen Ostens» (O-Ton Trump) leben solle, antwortete er: «Die ganze Welt – das Potenzial des Gazastreifens ist unglaublich.» Nur für die Palästinenser soll dieser Gazastreifen nicht sein: Sie sollen nach Trumps Willen «permanent» umgesiedelt werden.

Keine Baubrache für den US-Präsidenten

Das Problem ist nur: Die Bewohnerinnen und Bewohner des Gazastreifens sehen diesen Landstrich nicht als mögliche Baubrache für einen amerikanischen Präsidenten an, sondern als ihre Heimat, die sie über alles lieben. Sie sind stolz auf ihr kulturelles Erbe und auf ihre Geschichte als Bewohner dieses Landstrichs. Jeder, der einmal in Gaza war, weiss das.

Anders als Trump dies suggerieren will, hat keiner der von ihm ins Auge gefassten Staaten auch nur das geringste Interesse daran, weitere palästinensische Flüchtlinge aufzunehmen. Jordanien nicht, Ägypten nicht und auch Saudi-Arabien nicht. Dessen Aussenministerium stellte nur wenige Stunden nach Trumps Pressekonferenz klar: Saudi-Arabiens Forderung nach einem palästinensischen Staat sei «hart und standhaft». Diese Regierungen wissen: Das würde ihre Länder nicht nur schwer destabilisieren, sondern ihre Herrschaften gefährden.

Widerspricht Waffenstillstand-Abkommen

Und Netanjahu? Der stand neben Trump und blieb eher defensiv. «Sie sehen Dinge, die andere nicht sehen wollen. Sie sagen Dinge, die andere nicht sagen wollen.»

Trump, so Netanjahu, hebe die Dinge auf ein ganz anderes Niveau. In diesem Fall auf ein Niveau, das der geplanten dritten Phase des Waffenstillstand-Abkommens widerspricht. Denn dieses sieht eigentlich vor, den Gazastreifen nach dem Krieg für dessen Bevölkerung wieder bewohnbar zu machen.

Pascal Weber

USA-Korrespondent

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Pascal Weber arbeitet seit 1999 für SRF. Als Redaktor und Produzent war er zunächst in der Sportredaktion tätig, danach bei «10vor10». Von 2010 bis 2021 war er als Korrespondent im Nahen Osten. Er lebte zuerst in Tel Aviv, dann lange Jahre in Kairo und Beirut. Nun arbeitet er für SRF in Washington.

SRF 4 News, 05.02.2025, 03:00 Uhr

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