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Trumps Anspruch auf Grönland Vance stärkt Forderung nach Grönland-Kontrolle – Dänemark gereizt

  • J.D. Vance hat die US-Militärbasis Pituffik im Norden Grönlands besucht und blieb während seines Aufenthalts bewusst ohne Kontakt zur grönländischen Bevölkerung.
  • Der US-Vizepräsident kritisierte Dänemark dafür, zu wenig in Grönlands Sicherheit zu investieren und kündigt an, dass die USA diese Lücke schliessen werden.
  • Der Besuch folgt der Linie von Präsident Trump, der Grönland strategisch für unverzichtbar hält und eine stärkere US-Präsenz fordert.
  • Dänemark reagiert gereizt. Der dänische Aussenminister Rasmussen sagte nach der Rede von Vance: «So redet man nicht mit engen Verbündeten.»

Mit starrer Miene und in dicker Winterjacke ist US-Vizepräsident J.D. Vance auf der US-Militärbasis Pituffik in Grönland eingetroffen. An seiner Seite: Ehefrau Usha.

Die ehemalige Thule Air Base in Pituffik gilt als nördlichster Aussenposten der USA. Rund 1500 Kilometer von der Hauptstadt Nuuk entfernt, spielt die Basis eine zentrale Rolle für die globale Raketenabwehr und die Weltraumüberwachung. Genau hier wollte Vance hin. Offiziell für ein Sicherheitsbriefing – inoffiziell für ein politisches Signal.

Mann spricht an Podium, Soldaten im Hintergrund.
Legende: «Unsere Botschaft an Dänemark ist einfach: Sie haben den Menschen in Grönland keinen guten Dienst erwiesen», sagte Vance. «Sie haben zu wenig in die Menschen in Grönland investiert, und sie haben zu wenig in die Sicherheitsarchitektur dieser unglaublichen, wunderschönen Landmasse mit ihren unglaublichen Menschen investiert. Das muss sich ändern.» Keystone/Jim Watson

In Begleitung von US-Militärs und wenigen ausgewählten Medienvertreterinnen erhielt Vance eine Lageeinschätzung zur «arktischen Bedrohungslage». Was er dann vor den Kameras sagte, dürfte die diplomatischen Wogen deutlich über Pituffik hinaustragen. «Die USA halten es für unabdingbar, dass sich die Sicherheitsarchitektur Grönlands grundlegend verändert», erklärte der Vizepräsident.

Frontalkritik an Dänemark

Vance machte kein Geheimnis daraus, wo er das Problem verortet: in Kopenhagen. Dänemarks Regierung investiere zu wenig in die Sicherheit der Insel, kritisierte er. Die Auseinandersetzung richte sich nicht gegen die Menschen in Grönland, sagte Vance, sondern gegen deren politische Vernachlässigung durch Dänemark.

Dänischer Aussenminister verbittet sich Ton von Vance

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«So redet man nicht mit engen Verbündeten» – der dänische Aussenminister Lars Lokke Rasmussen hat US-Vizepräsident J.D. Vance mit harschen Worten zurechtgewiesen. In einem Video auf der Plattform X erteilte Rasmussen dem Republikaner eine Lektion in Sachen Diplomatie.

Natürlich sei Dänemark offen für Kritik, betonte Rasmussen. Er fügte jedoch hinzu: «Aber um ganz ehrlich zu sein: Wir schätzen den Ton, in dem das vorgetragen wird, überhaupt nicht.» So rede man nicht mit engen Verbündeten, für die er die USA und Dänemark weiterhin halte. Obwohl er seine Worte an «unsere amerikanischen Freunde und alle anderen, die zuhören» adressierte, bezog er sich eindeutig auf Vances Rede.

Rasmussen bot Gespräche über eine stärkere US-Militärpräsenz auf Grönland an. Das gemeinsame Verteidigungsabkommen von 1951 biete dafür reichhaltige Möglichkeiten. «Wenn es das ist, was ihr wollt, lasst uns darüber reden», so der liberale dänische Politiker. Er führte aus, wie die USA ihre Militärpräsenz auf der zu Dänemark gehörenden Insel seit 1945 drastisch verringert haben. «Wir können innerhalb der Vereinbarung, die wir haben, viel mehr tun», sagte Rasmussen.

Mit dem Besuch Vance' setzt die Trump-Administration ein weiteres Ausrufezeichen im arktischen Raum. Während Präsidentensohn Donald Trump Jr. im Januar nur kurz und medienwirksam nach Grönland reiste, ist J.D. Vance der bislang ranghöchste Vertreter des US-Präsidenten, der den Fuss auf das arktische Eis setzt.

Das ist Grönland

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Die weitgehend autonome Insel Grönland gehört zum Königreich Dänemark. Grönland ist die grösste Insel der Erde. Sie liegt geografisch betrachtet auf dem nordamerikanischen Kontinent und reicht bis in die Arktis. Die Insel hat eine grosse Bedeutung für das Weltklima und für die militärische Kontrolle der Arktis, sie ist zudem reich an Rohstoffen wie seltenen Erden. Ausserdem verlaufen in der Region wichtige Schifffahrtsrouten.

Donald Trump hat in den vergangenen Monaten mehrfach betont, Grönland müsse Teil der amerikanischen Sicherheitsstrategie werden – idealerweise als Teil der Vereinigten Staaten. Auf die Frage nach dem «Warum» antwortete er kürzlich in Washington: «Wir brauchen Grönland. Wir haben keine andere Wahl.» Dabei sprach er von chinesischen und russischen Schiffen, die sich auf den Wasserwegen rund um die Insel tummelten – und von Dänemark, das seiner Meinung nach nicht in der Lage sei, diese Entwicklungen zu kontrollieren. «Es geht nicht darum, ob wir wollen – wir können nicht darauf verzichten.»

Ein Besuch ohne Kontakt

Vance mied den direkten Kontakt zur grönländischen Bevölkerung ebenso wie zu offiziellen Vertretern der Regionalregierung in Nuuk. Ein Treffen wurde weder angestrebt noch angeboten. Damit unterscheidet sich der Besuch deutlich von klassischen Diplomatiereisen.

Breite Koalition als Signal an Washington

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Nur Stunden vor dem Eintreffen von US-Vizepräsident Vance hat sich in Grönland eine neue Vierparteien-Koalition gebildet. Der designierte Premier Jens-Frederik Nielsen betont, man wolle Einigkeit demonstrieren angesichts der US-Bestrebungen, die Insel enger an sich zu binden. Gemeinsam mit Dänemark soll nun über den künftigen Status Grönlands verhandelt werden.

Grönlands Regierung hatte im Vorfeld ablehnend auf Trumps Rhetorik reagiert. Auch die Bevölkerung steht mehrheitlich hinter der dänischen Selbstverwaltung. Laut Umfragen lehnt eine klare Mehrheit die Idee einer US-amerikanischen Übernahme entschieden ab.

SRF News, 28.03.2025, 16:00 Uhr ; 

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