Gewisse Karrieren sind nicht unterzukriegen. Gewisse Schiffe können nicht sinken. Ein solcher Kahn ist David Malpass. Er erlitt 2008 in der Finanzkrise Schiffbruch. Als langjähriger Finanzchef der Wallstreet-Bank Bear Stearns hat er die Subprime-Krise nicht kommen sehen.
«Die Liegenschaftskrise könnte sogar gut sein für die restliche Wirtschaft», meinte er ein paar Monate vor dem Crash seiner Bank. Die Krise hat fast alle überrascht, aber die Blindheit des Kaders von Bear Stearns suchte doch ihresgleichen. Drei Tage vor dem Kollaps sagte der Bear-Stearns-CEO Alan Schwartz, die Liquidität der Bank sei unverändert gut.
Trumps Weggefährte aus New Yorker Zeiten
Der Rest ist Geschichte. Aber nicht das Ende der Geschichte von David Malpass. Nach einem kurzen, gescheiterten Flugversuch in der Politik verschwand er für Jahre in den Eingeweiden der Finanzindustrie, wo er als Berater tätig war und unter anderem bei UBS-Funds und Trusts diverse Ämter ausübte.
Dann kam Donald Trump, und David Malpass erschien als Wirtschaftsberater an der Seite des siegreichen Präsidentschaftskandidaten. Die alten Freunde aus New Yorker Zeiten sind sich in vielem einig. «America first» im Welthandel. China ist der Erzfeind. Steuersenkungen sind ein Must. Multilateralismus bremst die USA.
Entwicklungsorganisationen geben viel Geld aus, sie sind ineffizient und oft korrupt bei der Kreditvergabe und sie bringen den armen Menschen keinen Nutzen.
2017 holte Trump Malpass ins Finanzministerium, wo er unter anderem für die Weltbank und den Internationalen Währungsfonds zuständig war. Zum ersten Mal beschäftigte er sich mit Entwicklungsinstitutionen – sein Urteil hätte nicht harscher ausfallen können: «Sie geben viel Geld aus, sie sind ineffizient und oft korrupt bei der Kreditvergabe und sie bringen den armen Menschen keinen Nutzen, sondern nur den Regierungsmitgliedern in den Ländern, die mit Erstklass-Tickets anfliegen – dieser Cash-Flow ist gross.»
Auf Konfrontationskurs ging Malpass gegenüber China. Er kritisiert scharf, dass China und andere Schwellenländer die grössten Kreditnehmer der Weltbank sind: «China hat viele Ressourcen. Es macht keinen Sinn, dass die Weltbank mit US-Garantien Geld leiht und es an China weitergibt, wenn das Land bereits freien Zugang zu anderen Kapitalmärkten hat», sagte Malpass vor einem Jahr auf einem Podium.
Mit Vorliebe auf Kollisionskurs
Doch Malpass spielte jüngst bei der Weltbank auch eine konstruktive Rolle. Er überzeugte die sich zaudernde Trump-Regierung, einer dringend benötigten Kapitalerhöhung zuzustimmen, im Gegenzug bewilligte die Weltbank ein Reformpaket, das Kredite für Länder mit höherem Einkommen – wie eben China – begrenzt und teurer machen soll. Dieses Reformpaket will Malpass nun als Weltbank-Chef umsetzen, wie er am Mittwoch sagte.
Ein Trump-Loyalist an der Spitze der Weltbank – für viele Exponenten aus der Entwicklungszusammenarbeit unvorstellbar. Falls der Verwaltungsrat der Weltbank ihn bestätigt, ist eines klar: David Malpass scheut keine Kollisionen.