Vertreterin einer ethnischen Minderheit: Nimratha «Nikki» Haley ist Tochter indischer Immigranten. Die heute 44-Jährige wurde 2010 als erste Frau und erste nicht-weisse Politikerin zur Gouverneurin von South Carolina gewählt. Als jüngste Gouverneurin des Landes hat sich Haley eine Reputation als prinzipienfeste Regierungschefin gemacht. Sie gilt nicht als Hardlinerin, obwohl sie der erzkonservativen Teaparty angehört.
Trump-Kritikerin: Während des US-Wahlkampfs machte Haley aus ihrer Kritik an Donald Trump kein Geheimnis. Sie warf ihm in der Einwanderungspolitik «unverantwortliches Gerede» vor und kritisierte, dass er sich nicht von rassistischen Gruppierungen wie dem Ku-Kux-Klan distanzierte. Auch kurz nach Trumps Wahl gab sie offen zu, «nicht der grösste Fan des neu gewählten Präsidenten» zu sein. Gewählt habe sie ihn aber trotzdem.
Neue UNO-Botschafterin: Umso überraschender war Trumps Entscheid, Nikki Haley als neue UNO-Botschafterin der USA einzusetzen. Diese Personalie kann als Signal gewertet werden, dass Trump bereit ist, mit seinen Kritikern zusammen zu arbeiten. Ausserdem konnte er mit dieser Wahl Kritik verstummen lassen, wonach er die wichtigsten Regierungsposten nur an weisse ältere Männer vergebe.
Reaktion auf Haleys Wahl bei der UNO: «Bei der UNO geht man davon aus, zu Haley menschlich und professionell einen Draht zu finden», sagt SRF-Korrespondent Fredy Gsteiger. Einige sähen Haley allerdings als «Feigenblatt»: «Einen wirklichen Einfluss wird sie in der US-Regierung wohl nicht haben. Das sehen manche als negatives Signal, dass für Trump die UNO nicht wirklich wichtig sei.»
Erster Auftritt bei der UNO: Am Donnerstag überraschte die UNO-Botschafterin bei ihrer Premiere im Weltsicherheitsrat mit einem verbalen Frontalangriff auf Moskau. An ein Ende der US-Sanktionen sei nicht zu denken, solange Russland die Krim nicht der Ukraine zurückgebe. Trump hingegen hat im Wahlkampf wiederholt angedeutet, er wolle die Sanktionen gegen Russland bald aufheben – selbst wenn die Besetzung der ukrainischen Halbinsel Krim andauere.
Haleys Kurs oder Trumps Strategie? Haley hat sich Trump und seiner Weltsicht lange entgegengestellt. Verfolgt sie jetzt auch als UNO-Botschafterin ihren eigenen Kurs oder ist der Kurswechsel in der Russland-Politik Strategie des US-Präsidenten? «Im Kern hat sie ihre Äusserungen sicher mit der US-Regierung abgesprochen», sagt SRF-Korrespondent Fredy Gsteiger. Inwiefern Haley in der UNO aber künftig ihren eigenen Stil und ihre eigenen Ansichten einbringen wird, sei abzuwarten.
Gibt es Spielraum für Haley? «Passt ihm nicht, was sie sagt, ist sie ihren Posten bei der UNO wohl bald wieder los», sagt Gsteiger. Die Frage sei aber, ob Trump ihr etwas Freiraum zugestehe oder nicht. «Wenn Trump Haley etwas Autonomie – zumindest in ihren Äusserungen – einräumt, könnte das eine kleine Geste an jene Republikaner sein, die eher internationalistisch denken und für die USA weiterhin eine prominente Rolle auf der Weltbühne anstreben.» Ganz im Gegensatz zu Trump und seinem Umfeld, die primär nationalistisch denken.