Zuerst kam die Twitter-Nachricht, dass fortan der Minister für Innere Sicherheit, John Kelly, der neue Stabschef im Weissen Haus werden wird. Trump nannte Kelly einen «grossartigen Amerikaner und Führer», der einen «spektakulären Job» in seinem Ministerium geleistet habe und ein «wahrhaftiger Star» dieser Administration sei.
Danach kam erst der Tweet zum bisherigen Stabschef Reince Priebus. «Ich möchte mich bei ihm für seinen Dienst und seinen Einsatz für sein Land bedanken. Wir haben zusammen viel erreicht und ich bin stolz auf ihn.» Kurz, knapp, knackig – und dennoch vielsagend. Priebus war schon seit langem angeschlagen, umstritten in seiner Rolle.
Trumps Schwiegersohn Jared Kushner, Tochter Ivanka und weitere Vertraute kamen mit Priebus nicht aus und beschwerten sich regelmässig beim Präsidenten über ihn. Zwar unterstützte Priebus schon früh den Wahlkampf von Donald Trump, der davon überzeugt war, mit dem früheren Vorsitzenden der Republikanischen Partei den richtigen Mann fürs Weisse Haus zu gewinnen.
Priebus sollte seine guten Kontakte zum Kongress nutzen, um die politischen Ziele des Präsidenten zu erreichen. Doch das zahlte sich nicht aus. Die verlorene Obamacare-Abstimmung war wohl der ausschlaggebende Punkt für Trump. Priebus ist damit der am schnellsten geschasste Stabschef in der amerikanischen Geschichte.
Kelly ist Soldat durch und durch, der die militärische Struktur lebt. Das Weisse Haus unter Trump hingegen scheint unkontrollierbar zu sein.
Donald Trump, so scheint es, umgibt sich immer mehr mit Vertrauten aus New York, wie die Wahl seines Kommunikationschef Anthony Scaramucci zeigt. Und mit Vertretern des Militärs, die er gerne seine «Generale» nennt.
Ob allerdings der frühere Vier-Sterne-General John Kelly der richtige Mann für den Job des Stabschefs sein wird, bezweifeln viele in Washington. Kelly ist Soldat durch und durch, der die militärische Struktur lebt. Das Weisse Haus unter Trump hingegen scheint unkontrollierbar zu sein.
Priebus beschwerte sich immer wieder darüber, dass er die Kontrolle über den täglichen Ablauf nicht habe. Diese Abläufe untergräbt regelmässig Präsident Trump selbst, indem er Entscheidungen über Twitter verbreitet, die seine engsten Mitarbeiter kalt und unvorbereitet treffen. Eine der grossen Aufgaben von General Kelly wird sein, Trumps Tweets besser zu kontrollieren – und das scheint ein unmögliches Unterfangen zu sein.