Die Rede Donald Trumps in Phoenix hat zementiert, dass der Präsident überhaupt kein Interesse daran hat, Gräben zu überbrücken, Amerika zusammen zu führen, dem politischen Gegner zum Wohl der USA die Hand zu reichen. Wer daran geglaubt hat, wer gehofft hat, nach dem Abgang von Stephen Bannon einen gemässigteren Donald Trump zu sehen, der wurde am Dienstagabend eines besseren belehrt. Die Hoffnung darauf ist in Arizona endgültig gestorben.
Präsident seiner eigenen Interessen
Trump hat in den letzten Jahren viele Reden als Wahlkämpfer und Präsident gehalten. Sein Auftritt in Phoenix wird im Rückblick als einer seiner wichtigsten, weil deutlichsten, gesehen werden müssen. Gerade auch weil diese Rede kurz nach den Vorfällen in Charlottesville kam. Vorfälle, die Amerika im Mark erschüttert haben, eine breite Debatte über das losgetreten haben, was Amerika war, ist und sein will. Trump hat in Phoenix gezeigt, dass er kein Interesse daran hat, der Präsident aller Amerikaner zu sein, sondern er vielmehr nur der Präsident seiner einseitigen «America First» Basis und seiner eigenen Interessen ist.
Medien rücken allesamt von Trump ab
Die Reaktionen auf Trumps Verbalschläge waren mehr als deutlich. Don Lemon von CNN meinte, er habe gerade eine «total eclipse of the facts» gesehen, also eine totale Verdunkelung der Tatsachen, denn Trump habe bewusst und ohne Skrupel die Geschichte umgeschrieben. Sogar die Gesprächsrunde von Fox News, Trumps «Haussender», zeigte sich sprachlos. Der Präsident sei hier und heute zu weit gegangen.
Diese Rede hat klar gemacht, was in der kommenden Zeit, in den kommenden Jahren in den USA passieren wird. Die Gräben, die durch die amerikanische Gesellschaft verlaufen, wurden nun auch noch mit Stacheldraht gesichert. Die grosse Frage kann an diesem Abend nur sein, wie lange die republikanische Partei, für die er antrat, noch zusehen wird – noch zusehen wird können. Denn hier wird vor aller Augen die Demokratie demontiert.
Sendebezug: SRF 4 News, 6:30 Uhr