- Der verstorbene tschadische Präsident Idriss Déby wurde heute beigesetzt. Déby war 30 Jahre an der Macht und soeben für eine sechste Amtszeit wiedergewählt worden.
- Unter Déby wurde der Tschad zu einem wichtigen Partner des Westens im Kampf gegen den Terrorismus.
- Im Land jedoch regierte der Präsident mit harter Hand. Nun übernimmt, zumindest temporär, sein Sohn. Das entspricht nicht der Verfassung und sorgt bei der Bevölkerung für Unmut.
Viermal ist Alain Didah Kemba in den letzten fünf Jahren verhaftet worden. Zuletzt im vergangenen November, weil er ein Treffen von Aktivisten in Tschads Hauptstadt organisieren wollte. «Ich wurde im Gefängnis auch schon gefoltert, vor drei Jahren schlug man mich während der Befragung eine Dreiviertelstunde lange auf die Fusssohlen. Und das war bloss die Polizei, noch nicht mal der Geheimdienst!»
Der Geheimdienst gilt als besonders brutal. Vor den Wahlen im April wurden Oppositionelle verfolgt, bei einer Hausdurchsuchung töteten Sicherheitskräfte die 80-jährige Mutter eines Kandidaten. Treffen von Oppositionsparteien sind verboten. Es gibt kaum Freiheiten im Tschad. Schuld daran ist für viele Präsident Idriss Déby.
Wir sind gegen diesen Staatsstreich und gegen eine Monarchisierung der Macht in unserem Land.
Nach dessen Tod übernimmt Sohn Mahamat Déby die Staatsführung, mit einem militärischen Übergangsrat. Menschenrechtsaktivist Kemba ist besorgt. «Wir sind gegen diesen Staatsstreich und gegen eine Monarchisierung der Macht in unserem Land.» Laut Verfassung hätte der Parlamentspräsident übernehmen und in spätestens drei Monaten Neuwahlen organisieren sollen. Sohn Déby und die Generäle wollen vorerst für 18 Monate an der Macht bleiben.
Wie der Vater so der Sohn, das sei nicht neu in Afrika, erklärt der Aktivist: «Im Kongo mit Kabila Vater und Sohn, in Gabun und Togo war es dasselbe, immer mit dem Segen Frankreichs.» Tschad ist für Frankreich ein wichtiger Partner – und Idriss Déby war ein Freund. Dies wiederholte Präsident Emmanuel Macron heute in Ndjamena an der Trauerfeier. Macron sass bei der Beerdigung neben Idriss Débys Sohn und Nachfolger, das stärkt diesen.
Viele Länder, nicht nur Frankreich, wollen ein Machtvakuum im Tschad verhindern. Im Norden des Landes sind Rebellen aufmarschiert, die Richtung Hauptstadt ziehen wollen. Doch ein schwacher Tschad könnte zu einer Destabilisierung der Region führen. Tschadische Soldaten helfen im Sahel beim Kampf gegen Islamisten und in Nigeria gegen Boko Haram.
Nigerias Aussenminister Geffrey Onyeama betonte denn auch gegenüber der BBC die Wichtigkeit von Stabilität. Und der undemokratische Machtwechsel? Es sei extrem wichtig, dass kein Vakuum entstehe, so der Minister. Ohrenbetäubendes Schweigen kommt von der internationalen Gemeinschaft. Alle wünschen sich einen friedlichen Übergang im Tschad. Doch niemand pocht auf die Verfassung.
Unsere internationalen Partner legitimieren einen Coup, den man in anderen Ländern verurteilen würde.
Das ist kein gutes Zeichen, findet Alain Didah Kemba. «Wir sind doch ein Volk wie jedes andere, mit grundlegenden Bedürfnissen und Rechten. Doch die sind unseren internationalen Partnern egal. Sie legitimieren einen Coup, den man in anderen Ländern verurteilen würde.» Der Menschenrechtler, aber auch viele andere Menschen im Tschad fühlten sich alleine gelassen, so Kemba. Es ändere sich nichts, bloss werde der Vater durch den Sohn ersetzt.