- US-Präsident Donald Trump hat sich in einer TV-Fragerunde von Rechtsradikalen abgegrenzt. Eine Distanz zu QAnon schuf er hingegen nicht.
- Herausforderer Joe Biden hat in einer konkurrierenden Fernseh-Show die Pflicht zur Gleichberechtigung aller Menschen betont und eine Ausweitung des Supreme Courts nicht explizit ausgeschlossen.
US-Präsident Donald Trump und sein Herausforderer Joe Biden haben sich zeitgleich in zwei Fernsehsendern Fragen von Wählern gestellt. Knapp drei Wochen vor der Wahl am 3. November mussten die Amerikaner am Donnerstagabend entscheiden, ob sie Trump im Sender NBC oder Biden im Sender ABC verfolgen. Je nach Wahl wurden ihnen völlig andere politische Inhalte bzw. ein völlig anderes Profil eines Präsidentschaftskandidaten geboten.
Trump weiss nichts von QAnon
Der US-Präsident hat sich bei seinem Auftritt auf Nachfrage der Moderatorin von Rechtsradikalen distanziert – und gleichzeitig die Linke und die Antifa angegriffen. Dies, nachdem Trump bei der ersten TV-Debatte mit Biden in die Kritik geraten war, weil er Rechtsradikale und bewaffnete Gruppen nicht eindeutig verurteilte.
Von der Verschwörungstheorien-Bewegung QAnon hat er sich hingegen nicht klar abgegrenzt. «Ich weiss nichts über QAnon», sagte Trump in Miami im Bundesstaat Florida. «Lassen Sie mich Ihnen nur sagen: was ich darüber höre, ist, dass sie sehr entschieden gegen Pädophilie sind, und dem stimme ich zu.»
Biden will einen
Herausforderer Joe Biden ist derweil – veranlasst durch die Moderatorin – auf die Idee einer Ausweitung der Richterstellen am Supreme Court eingegangen. «Ich war kein Fan von der Ausweitung des Gerichts», und er sei es auch heute nicht, sagte Biden in seiner Fragestunde von Wählern. Er sei aber offen, darüber nachzudenken, sollten die Republikaner mit der Nachbesetzung eines freigewordenen Richterpostens vor der Wahl am 3. November voranschreiten.
Weiter hat der demokratische Präsidentschaftskandidat die Gleichbehandlung der Menschen in den USA angemahnt. «Wir sind ein vielfältiges Land. Solange wir die Menschen nicht gleich behandeln können, werden wir nie unser Potenzial ausschöpfen können», sagte Biden in der TV-Fragestunde. Wenn er zum Präsidenten gewählt werde, werde er sich niemals rassistisch oder spalterisch äussern. Er werde versuchen, zu einen.
Beide Präsidentschaftsanwärter traten in Swing States auf, also in umkämpften Bundesstaaten, die bei der Präsidentenwahl am 3. November entscheidend sein könnten: Der Republikaner Trump in Miami im Bundesstaat Florida, der Demokrat Biden gut 1600 Kilometer entfernt in Philadelphia im Bundesstaat Pennsylvania.
Corona liess gemeinsames Duell platzen
Eigentlich hätten sich Biden und Trump am Donnerstag in einer gemeinsamen Fernsehdebatte den Fragen von Wählern stellen sollen. Die Planungen für das zweite TV-Duell vor der Wahl am 3. November waren aber durcheinandergeraten, nachdem sich Trump Anfang Oktober mit dem Coronavirus infiziert hatte.
Trump hatte sich geweigert, um Ansteckungen auszuschliessen, die Debatte online abzuhalten. Biden kündigte daraufhin eine eigene TV-Veranstaltung an, Trump zog nach und hielt parallel zu Biden eine Fragestunde mit Wählern in Miami ab.
Showdown im TV in einer Woche
Für den 22. Oktober ist die letzte TV-Debatte als direktes Aufeinandertreffen vor der Wahl geplant. Trump hat sich aber bereits gegen Regeländerungen am Konzept der TV-Duelle ausgesprochen, die die Veranstalter als Konsequenz aus dem Chaos bei der ersten Debatte angekündigt hatten.