- Noch nie in seiner Geschichte hat das UNO-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) so viele Menschen auf der Flucht gezählt, wie im Dezember 2018.
- Die Hälfte der Flüchtlinge wurde aus dem eigenen Land vertrieben.
- Die reichen Länder der Welt haben laut den Berechnungen des UNHCR lediglich 16 Prozent der Flüchtlinge aufgenommen.
- Die grösste Last tragen meist arme Nachbarländer.
Dies ist die grösste Zahl an Flüchtlingen in der nun bald 70-jährigen Geschichte des UNO-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR). Mehr als 70 Millionen Menschen, wie der UNO-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, aus dem UNHCR-Jahresbericht 2018 in Genf zitierte. Ein Jahr zuvor schätzte das UNHCR die Gesamtzahl noch auf 68,5 Millionen Menschen.
Wir haben «eine Krise der Solidarität»
Die Menschen fliehen vor Gewalt, Konflikten, Verfolgung oder Menschenrechtsverletzungen. Mehr als 30 Millionen sind über Grenzen geflohen. Der allergrösste Teil von ihnen kam in Nachbarländern unter, nicht in Europa oder den USA, wie Grandi betonte.
Die grösste Bürde trügen nicht die westlichen Länder, in denen viele Politiker heute von einer Krise sprächen, die nicht mehr zu bewältigen sei. Reiche Länder haben nach UNHCR-Angaben zusammen 16 Prozent der Flüchtlinge aufgenommen. Ein Drittel der Flüchtlinge weltweit habe Zuflucht in den ärmsten Ländern gefunden.
Grandi kritisierte eine «Krise der Solidarität». Die Welt sei zunehmend polarisiert: «Der Weltsicherheitsrat kann nicht einmal mehr gemeinsame Positionen finden, wenn es um humanitäre Fragen geht.»
Peru unter Druck
Die Zahl der neuen Asylanträge von Venezolanern ist nach UNHCR-Angaben auf 350'000 explodiert. Das sind mehr als dreimal so viele wie im Jahr davor. Venezolaner machten damit ein Fünftel aller neuen Anträge weltweit aus, und sie waren mit Abstand die grösste Asylsuchergruppe, gefolgt von Afghanen und Syrern.
Weltweit die meisten neuen Asylanträge wurden wie im Jahr davor in den USA gestellt, gut 250'000. Auf dem zweiten Platz stand Peru wegen des Andrangs von Venezolanern, gefolgt von Deutschland, so das UNHCR. Hier kamen die meisten neuen Anträge von Syrern, Irakern und Iranern.
In der Schweiz: Eritreer, gefolgt von Syrern
Im Jahr 2018 stellten vor allem Menschen aus Eritrea einen Asylantrag in der Schweiz. Eine grössere Gruppe machen danach die Syrer und Menschen aus Afghanistan aus.