- Bei den US-Demokraten muss der erfahrene Politiker Joe Crowley eine Vorwahl-Niederlage gegen eine Politik-Newcomerin einstecken.
- Crowley, seit 20 Jahren Abgeordneter für einen New Yorker Distrikt, verlor in seinem Wahlkreis gegen die 28-jährige Alexandria Ocasio-Cortez.
- Die linksgerichtete Ocasio-Cortez stammt aus der Bronx und ist eine Anhängerin des früheren Präsidentschaftsanwärters Bernie Sanders.
Momentan finden in verschiedenen US-Bundesstaaten Vorwahlen statt. Die Parteien entscheiden, wen sie im November ins Rennen um das Repräsentantenhaus und um einen Drittel der Sitze im Senat schicken. Die Demokraten hoffen, die Mehrheit im Repräsentantenhaus zurückzugewinnen.
Bei dieser Vorauswahl ist es in New York zu einer ziemlichen Überraschung bei den Demokraten gekommen. Eine Nachwuchspolitikerin löst einen etablierten Kongressabgeordneten ab. Die 28-jährige Alexandria Ocasio-Cortez hat Joe Crowley geschlagen – mit mehr als 57 Prozent der Stimmen.
Crowley sitzt seit fast 20 Jahren im Repräsentantenhaus. In der Zeit ist er zur Nummer vier der Fraktion aufgestiegen und gehört zum Establishment der Demokratischen Partei. Der 56-Jährige war zuletzt als Nachfolger der demokratischen Fraktionschefin Nancy Pelosi gehandelt worden.
Das New Yorker Ergebnis der Vorwahlen sei wegweisend, kommentieren dies zahlreiche US-Medien. Crowley sei der erste etablierte Demokrat, der dieses Jahr eine Vorwahl verloren habe, schreibt etwa die «New York Times».
Vorbote für einen Linksruck?
Ocasio-Cortez steht politisch links von Crowley. Sie bezeichnet sich selbst als Sozialistin, als Progressive. Dass sie nun gewonnen habe, sei ein Zeichen dafür, dass unter Präsident Donald Trump der linke Flügel der Demokraten Aufwind erhalte, schätzt beispielsweise das US-Nachrichtenportal Axios.
Ich bin an einem Ort geboren, an dem deine Postleitzahl dein Schicksal bestimmt.
Die 28-Jährige hat im Herbst die Chance, die jüngste Frau zu werden, die je ins Repräsentantenhaus gewählt wurde. Es ist ihre erste politische Kampagne.
In einem ihrer Wahlkampfspots stellt sich Ocasio-Cortez als New Yorker Aktivistin mit puerto-ricanischen Wurzeln vor. «Ich bin an einem Ort geboren, an dem deine Postleitzahl dein Schicksal bestimmt.» Sie stamme nicht aus einer mächtigen Familie, sondern aus einer Arbeiterfamilie, so Ocasio-Cortez.
Warnung an andere Demokraten
Ihren Rivalen Crowley bezeichnete sie hingegen als abgehoben und elitär. Crowley lebe nicht in New York und schicke seine Kinder in Washington zur Schule, sagt sie in dem Video. «Es sind eben nicht alle Demokraten gleich.» Manche würden sich bezahlen lassen. Aber: «Die haben Geld, wir haben Leute», so Ocasio-Cortez. Diese Strategie hat offenbar funktioniert.
Hinzu kommt laut Meinung von Beobachtern: Crowley hat die Vorwahlen nicht ernst genug genommen. Statt selber an einer Debatte gegen Ocasio-Cortez anzutreten, schickte Crowley eine Vertretung. Seine Niederlage sei deshalb eine Warnung an andere etablierte Demokraten, schreibt das Newsportal Vox.