In vielen spanischen Regionen ist es gestern und letzte Nacht zu heftigen Regenfällen und Unwettern gekommen, die viel Leid und grosse Schäden angerichtet haben. Nach jüngsten Behördenangaben kamen Dutzende Menschen ums Leben. Aus der Mittelmeerregion Valencia werden mittlerweile mehr als 70 Tote gemeldet. Viele weitere Menschen werden vermisst. Strassen, Häuser und Felder wurden vielerorts überschwemmt. Die freie Journalistin Julia Macher in Barcelona gibt Auskunft über die Situation vor Ort.
SRF News: Wie ist die Situation zur Stunde?
Julia Macher: In den Gebieten, die von der Tragödie betroffen waren – in der Region Valencia und in Castilla La Mancha – hat der Regen nun nachgelassen. Die Regenfront zieht jetzt abgeschwächt weiter Richtung Nordosten nach Katalonien. In Andalusien gibt es auch Unwetterwarnungen. Die Unwetter werden voraussichtlich nicht mehr so stark sein wie gestern Nacht.
Viele Menschen haben die Nacht auf Häuserdächern oder in Einkaufszentren verbracht und können immer noch nicht nach Hause.
Aber es werden immer noch Dutzende Menschen vermisst. Es gibt verzweifelte Angehörige, die ihre Familie suchen. Viele Menschen haben die Nacht auf Häuserdächern oder in Einkaufszentren verbracht und können immer noch nicht nach Hause, weil die Strassen zerstört oder zum Teil auch noch überflutet sind.
Haben die Behörden zu spät vor den Unwettern gewarnt?
Die Behörden haben gestern Abend auch per Pushmeldung auf die Mobiltelefone gewarnt. Das grosse Problem ist, dass die Wetterbehörden diese Wucht der Wassermassen nicht vorausgesagt hatten. Zum Teil fielen 445 Liter Wasser innerhalb von wenigen Stunden auf einem Quadratmeter. Das ist mehr als sonst in einem ganzen Jahr. Die Wetterbehörde war von höchstens der Hälfte ausgegangen. Diese Wucht der Wassermasse hat die Arbeit der Rettungskräfte behindert. Teils konnten die Rettungskräfte gar nicht zu den Häusern vordringen, mussten dann mit dem Helikopter Leute retten, die stundenlang oder die ganze Nacht auf den Häuserdächern gewartet hatten.
Zumindest die Versorgung von den Menschen in Notunterkünften ist inzwischen gewährleistet.
Gelangt die Hilfe nun rasch genug in die Unwettergebiete?
Tatsächlich sind die Rettungskräfte immer noch damit beschäftigt, Menschen zu retten und nach vermissten Menschen zu suchen. Zumindest die Versorgung von den Menschen in Notunterkünften ist inzwischen gewährleistet. Die spanische Regierung wird an einer Krisensitzung zusammentreten und über weitere Massnahmen beraten.
Blicken wir ganz in den Süden, nach Andalusien, in den Gemüsegarten Europas. Wie sehr ist dort die Landwirtschaft von den Unwettern betroffen?
Sie ist auch betroffen. Bereits in den Vortagen gab es dort zum Teil heftige Hagelniederschläge, die auch Gewächshäuser und Felder zerstört haben. Es wird dort noch Unwetter geben, es wird Regen erwartet, aber nicht in dieser Wucht, mit der es zum Beispiel die Region Valencia getroffen hat.
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Bild 1 von 24. Normalität ist in diesem Ausnahmezustand, hier in Paiporta nahe Valencia, kaum möglich. Eine Frau schiebt einen Einkaufswagen mit Lebensmitteln durch eine schlammige Strasse. (3.11.2024). Bildquelle: Keystone/Hugo Torres.
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Bild 2 von 24. Eine von den Überschwemmungen betroffene Strasse in Paiporta in der Nähe von Valencia, dem Zentrum des Sturms. (2.11.2024). Bildquelle: Keystone / Manu Fernandez.
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Bild 3 von 24. Die ersten Freiwilligen verliessen am Samstagmorgen in bereitgestellten Bussen die Stadt und kehren am Nachmittag zurück. Dann werden weitere Gruppen in die Überschwemmungsgebiete gebracht, wie Europapress berichtete. (2.11.2024). Bildquelle: Keystone / AP, ANGEL GARCIA.
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Bild 4 von 24. Mitglieder von Such- und Rettungsteams suchen auch am Samstag weiter nach Vermissten. (2.11.2024). Bildquelle: Reuters / Bruna Casas.
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Bild 5 von 24. Noch immer werden viele Menschen vermisst, sagte Spaniens Innenminister Fernando Grande-Marlaska am Freitagabend. Viele Menschen werden in Autos vermutet. (1.11.2024). Bildquelle: Reuters / Susana Vera.
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Bild 6 von 24. Die Flut in Paiporta, einem Vorort von Valencia, hat eine Flusspromenade verwüstet. (1.11.2024). Bildquelle: REUTERS / Nacho Doce .
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Bild 7 von 24. Am Freitag haben sich tausende Freiwillige auf den Weg in die östlichen Stadtteile Valencias gemacht, um im Katastrophengebiet zu helfen. Viele brachten Schaufeln, Wischer und Wasserkanister. (1.11.2024). Bildquelle: Keystone / EPA, ANA ESCOBAR.
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Bild 8 von 24. Aufräumarbeiten in Valencia. (1.11.2024). Bildquelle: REUTERS / Susana Vera.
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Bild 9 von 24. Die Wassermassen machten auch keinen Halt vor diesem Supermarkt in Valencia. (31.10.2024). Bildquelle: Keystone / AP Photo, Manu Fernandez.
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Bild 10 von 24. Die Suche nach Vermissten läuft noch. (31.10.2024). Bildquelle: Kaystone / AP Photo, Alberto Saiz.
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Bild 11 von 24. Der Alltag in den betroffenen Gebieten ist vielerorts zum Erliegen gekommen. (31.10.2024). Bildquelle: Keystone / EPA, Manuel Bruque.
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Bild 12 von 24. An gewissen Ortschaften sind die Aufräumarbeiten bereits angelaufen, wie hier in der Stadt Utiel in der Provinz Valencia. (30.10.2024) . Bildquelle: Keystone / Manu Fernandez.
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Bild 13 von 24. Die Fluten haben in der Stadt grosse Schäden hinterlassen. (30.10.2024). Bildquelle: Keystone / Manu Fernandez.
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Bild 14 von 24. Dutzende Häuser müssen vom Schlamm befreit werden.(30.10.2024). Bildquelle: Keystone / Manu Fernandez.
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Bild 15 von 24. In Valencia müssen Autos von der Strasse entfernt werden. (30.10.2024). Bildquelle: Keystone / AP Photo, Alberto Saiz.
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Bild 16 von 24. Dort liegen überall Trümmer. (30.10.2024). Bildquelle: Keystone / MANUEL BRUQUE.
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Bild 17 von 24. In Valencia selbst war der Fluss Turia über die Ufer getreten. (30.10.2024). Bildquelle: IMAGO / Rober Solsona.
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Bild 18 von 24. Am Tag nach dem Unwetter ist die Lage in den Strassen Valencias chaotisch. (30.10.2024). Bildquelle: Keystone /AP Photo, Alberto Saiz.
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Bild 19 von 24. Die Bewohner Valencias standen zum Teil knietief im Wasser. (30.10.2024) . Bildquelle: Keystone / Alberto Saiz.
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Bild 20 von 24. Rettungskräfte mussten Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt aus ihren Häusern befreien. (30.10.2024). Bildquelle: Keystone / Alberto Saiz.
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Bild 21 von 24. Auch das Dorf Letur Albacete wurde schwer getroffen. Die Einsatzkräfte suchten am Mittwoch noch nach Vermissten. (30.10.2024) . Bildquelle: IMAGO images / Víctor Fernández.
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Bild 22 von 24. Am Vortag wurden im Dorf die Menschen noch aus ihren Häusern evakuiert. (29.10.2024). Bildquelle: Keystone / Víctor Fernández.
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Bild 23 von 24. Auch in der Stadt Alora in Málaga wurden Autos von den Schlamm- und Wassermassen weggeschwemmt, nachdem ein Fluss sein Bett verliess. (29.10.2024). Bildquelle: Keystone / Gregorio Marrero .
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Bild 24 von 24. Zu diesem Zeitpunkt stieg der Pegel des Flusses in Alora noch immer an. (29.10.2024). Bildquelle: Keystone / Gregorio Marrero.
Das Gespräch führte Daniel Hofer.