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Umstrittene Bewegung Ausbeutungs-Vorwürfe gegen Falun Gong und Shen Yun

Die «NYT» wirft Shen Yun Ausbeutung der Tänzer vor. Die Tanzgruppe sei vor allem eine Geldmaschine für die Falun-Gong-Bewegung.

Worum geht es? Im Februar kommt die chinesische Tanzgruppe Shen Yun für Auftritte nach Basel und Lausanne. In der Werbung dafür heisst es, bei den Tänzen könne man China erleben, wie es vor dem Kommunismus war. Dazu muss man wissen: Hinter Shen Yun steckt die religiöse Bewegung Falun Gong, die von manchen Experten auch als «sektenähnlich» bezeichnet wird. Nun macht die «New York Times» («NYT») neue Vorwürfe publik, wonach die Tänzerinnen und Tänzer der Gruppe ausgebeutet würden. In den USA ist gegen Shen Yun eine Klage in der Sache eingereicht worden.

Falun Gong befindet sich im Orbit der auf Trump konzentrierten politisch-konservativen Ecke.
Autor: Ralph Weber China-Experte Universität Basel

Was ist an den «NYT»-Vorwürfen dran? «Die ‹NYT› habe in ihren Artikeln durchaus wunde Punkte angesprochen», sagt der China-Experte und Professor an der Universität Basel, Ralph Weber. Zwar herrschten in der Tanz-Szene auch andernorts üble Zustände, was die Ausbeutung von Tänzerinnen angehe. «Hinzu kommen bei Shen Yun die Sektenvorwürfe und die Vorwürfe, dass die Tanzgruppe vor allem eine Geldmaschine für Falun Gong sei.» Eine Rolle spiele wohl auch die stark wertekonservative bis verschwörungstheoretische Politik, welche Falun Gong in den USA verfolge. «Die Bewegung befindet sich damit im Orbit der auf Trump konzentrierten politisch-konservativen Ecke», sagt Weber. Womöglich spiele dies bei der Kritik der als Trump-Gegnerin bekannten «NYT» mit eine Rolle.

Was ist Falun Gong? «Falung Gong ist eine Bewegung, die man als buddhistisch-taoistische Bewegung rund um die Qigong-Praxis beschreiben kann», so Weber. Sie wurde 1992 von Li Hongzhi in China gegründet. Die Bewegung fand rasch Hunderttausende Anhängerinnen und Anhänger in China, inzwischen sind es weltweit Millionen. Zunächst wurde Falun Gong nach ihrer Gründung von der chinesischen Regierung unterstützt, weil sie soziale Bedürfnisse der Chinesinnen und Chinesen aufnahm. Doch Falun Gong wurde rasch zu gross und äusserte sich auch politisch. Die Folge war eine starke Repressionswelle Pekings gegen Falun Gong.

«Hochgradig sektenhafte» Bewegung

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Für den Schweizer Sektenexperten Hugo Stamm handelt es sich bei Falun Gong um eine «hochgradig sektenhafte» Bewegung, wie er sich im «Tages-Anzeiger» zitieren lässt. Oberflächlich gesehen würden die spirituallen Lehren zwar auf fünf yogaähnlichen Körperübungen und Meditation basieren, so Stamm. Aber das sei primär Kulisse: «Falun Gong hat mit Li einen Guru, der sich selbst gottähnliche Eigenschaften zuschreibt», so Stamm. Dem Gründer gehe es hauptsächlich darum, dass er von seinen Anhängern verehrt werde. Dabei agiere Li «recht skrupellos», wenn er die spirituelle Sehnsucht seiner Anhänger ausnütze, um sich weltliche Macht zu verschaffen, so Stamm im «Tages-Anzeiger» weiter. Und auch China-Experte Ralph Weber sagt: «Geld zu machen, ist zu einem der zentralen Ziele von Falun Gong geworden.»

Welche Ziele hat Falun Gong? Nach der Verfolgung der Bewegung in China wanderte Gründer Li 1998 in die USA aus. Dort ist Falun Gong inzwischen zu einem Riesenunternehmen mit Millionenumsätzen angewachsen. Weltweit hat die Bewegung Millionen Anhängerinnen und Anhänger. Von ihrem Sitz in New York aus verfolgt sie ihre politischen Ziele, die sich als anti-kommunistisch und gegen das chinesische Regime gerichtet bezeichnen lassen. Zu Falun Gong gehört neben einem TV-Sender inzwischen auch die Zeitung «Epoch Times», die vor allem durch die Propagierung von Verschwörungstheorien auffällt.

Was ist mit der Spiritualität?

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Alles in allem zeichnet China-Experte Weber ein ambivalentes Bild über Falun Gong: «Die Praktizierenden müssen getrennt von der Organisation Falun Gong und deren Bereicherungsmotiven angesehen werden.» Für viele seien die Falun-Gong-Übungen spirituell wichtig und hilfreich. Die anti-chinesische Haltung – und damit auch der Support der Tanzgruppe Shen Yun – sei dabei auch in Zusammenhang mit der massiven Repression der chinesischen Regierung zu sehen, deren Arm bekanntermassen bis in die Schweiz reicht. «Es ist schwierig, das sektiererische von Falun Gong zu problematisieren, ohne den Praktizierenden Unrecht zu tun», so Weber.

Was ist Shen Yun? «Die Tanzgruppe stösst mit ihrem weltweit vorgetragenen Programm auf eine grosse Publikumsresonanz und bringt die politische Botschaft – verbunden mit der religiösen Message – auf die Bühnen», sagt China-Experte Weber. Die Tänzerinnen und Tänzer zeigen chinesische Volkstänze und Tänze nationaler Minderheiten Chinas. Mythen, Legenden und historische Begebenheiten werden mit dem klassischen chinesischen Tanz dargestellt. Die Aufführungen werden von einem Orchester mit traditionellen chinesischen und westlichen Instrumenten begleitet. Die sieben Tourneegruppen von Shen Yun umfassen mehr als 500 Tänzerinnen und Tänzer. Laut «NYT» hat Shen Yun ein Vermögen von 260 Millionen Dollar angehäuft.

SRF 4 News aktuell, 6.1.2025, 08:55 Uhr ; 

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