«Gridlock alert» ist der Albtraum für alle, die mit dem Auto in die Innenstadt von New York fahren. Es ist die Warnung an Tagen mit besonders viel Stau. Über 700‘000 Autos fahren durchschnittlich pro Tag ins Zentrum.
Gleichzeitig ist die U-Bahn seit Jahrzehnten unterfinanziert und teils in desolatem Zustand, Verspätungen sind häufig. Beide Probleme soll die geplante City Maut entschärfen. Die Gouverneurin New Yorks will damit 15 Milliarden einnehmen für die Sanierung des öffentlichen Verkehrs. «Die grosse Mehrheit der Menschen, die in der Innenstadt arbeiten, pendeln mit dem öffentlichen Verkehr. Wir machen die nötigen Investitionen in die 100 Jahre alte Infrastruktur», erklärt Gouverneurin Kathy Hochul.
Wer mit dem Personenwagen tagsüber in die Gebiete südlich der 60. Strasse in Manhattan fährt, bezahlt ab dem 5. Januar 2025 neun Dollar. Fahrzeuge werden von Sensoren erfasst. Ausnahmen und Ermässigungen gibt es etwa für Ambulanzen, Menschen mit Behinderung oder mit niedrigem Einkommen, Taxis sowie in der Nacht, so die Regelung .
Doch die Gebühr ist heftig umstritten. So etwa bei Mona Morci. Sie hat ihren Imbisswagen wenige Meter hinter der Bezahlschranke, wo sie Kaffee und Snacks anbietet zu günstigen Preisen. «Ich komme mit meinem Auto und zahle neun Dollar, nur um hier zu stehen. Und noch einmal neun Dollar für den Imbisswagen», kritisiert sie. «Dabei wird schon sonst alles immer teurer, Milch, Eier, die Preise steigen und steigen.» Ihre Marge sei tief, sie verdiene nicht viel.
Auch andere Passanten kritisieren die Staugebühr als schlecht für die Geschäfte und vor allem als zusätzlichen Griff des Staates in die Tasche der Bürger. Die Steuern seien schon jetzt zu hoch, der Öffentliche Verkehr sollte die Kosten mit eigenen Einnahmen decken.
Andere loben den Schritt, wie Cathleen McGuigan. Sie wohnt in der City-Maut-Zone und wird künftig bezahlen müssen, wenn sie mit dem Auto von ausserhalb zu ihrer Wohnung fährt. «Die Gebühr ist absolut nötig, wir müssen den öffentlichen Verkehr stärken, wie ihr es vernünftigerweise in Europa tut», erklärt sie.
Donald Trump und die Republikaner kritisierten die Gebühr massiv. Die Gouverneurin rettete die Staugebühr mit einer Preissenkung von ursprünglich 15 auf neun Dollar – und dem richtigen Zeitpunkt. Sie verschob die Einführung der City Maut kurz vor den Wahlen im November. Ein strategisches Manöver, kritisierten die New Yorker Republikaner. Die Demokraten hätten realisiert, dass die City Maut unbeliebt sei und sie deshalb auf nach den Wahlen verschoben.
Für die City Maut braucht New York die Bewilligung des US-Präsidenten. Im Wissen, dass Donald Trump diese verweigern würde, hat die New Yorker Gouverneurin die Staugebühr nun noch kurz vor Trumps Amtsantritt durchgedrückt.