- Die Londoner Polizei (MET) ist institutionell rassistisch, frauenfeindlich und homophob.
- Zu diesem Schluss kommt ein unabhängiger Untersuchungsbericht.
- Der Vorsteher der MET entschuldigte sich nach dem Veröffentlichen des Berichts.
Der Bericht lässt kein gutes Haar an der Londoner Polizei: Meldungen über Gewalt gegen Frauen und Mädchen würden nicht ernst genommen. Weibliche Polizeimitarbeitende würden regelmässig Opfer von Sexismus durch männliche Kollegen. Eine Frau, die innerhalb der Polizei Sexismus zur Sprache brachte, wurde als Unruhestifterin bezeichnet.
Es ist nicht die Aufgabe der Öffentlichkeit, sich vor der Polizei zu schützen.
363 Seiten lang ist der Untersuchungsbericht, der von Louise Casey verfasst wurde. Casey sitzt selbst als unabhängige Abgeordnete im Oberhaus des britischen Parlaments. Bei der Präsentation der Ergebnisse meinte die Vorsitzende der Untersuchungskommission: «Es ist nicht die Aufgabe der Öffentlichkeit, sich vor der Polizei zu schützen. Die Polizei muss die Bürgerinnen und Bürger schützen.»
Unter den Beschäftigten gibt es dem Untersuchungsbericht zufolge nicht nur ein Problem mit Sexismus, auch Rassismus und Homophobie sei weit verbreitet. So gestand beispielsweise ein homosexueller Polizist während der Untersuchung seine Angst vor den Kollegen, die eine «Kampagne der Homophobie» gegen ihn gefahren hätten.
Veraltete Strukturen sorgen für Schwierigkeiten
Die Missstände bei der Metropolitan Police haben System. Das hat laut der Tageszeitung «The Guardian» einerseits mit der Struktur der Polizei zu tun. Sie sei hierarchisch, männerdominiert und ethnisch wenig durchmischt. Das biete einen Nährboden für rassistisches, sexistisches und homophobes Verhalten.
Auch die Arbeitsbedingungen bei der Londoner Polizei sind laut Bericht miserabel. So seien die Infrastruktur und die Arbeitsmittel veraltet. Beamtinnen und Beamte müssten beispielsweise ihre Beweismittel in «überfüllten, baufälligen oder kaputten Kühl- und Gefrierschränken verstauen».
Der grösste Teil der Belegschaft sei überarbeitet und unerfahren. Die Fluktuation beim Personal sei relativ hoch und Neueinstellungen können gemäss dem Bericht offenbar nicht genügend seriös abgeklärt werden.
Die Schwierigkeit des Wandels
Eine Umstrukturierung der Polizei sei nicht immer einfach, meint Sir Peter Fahey, ehemaliger Chef der Polizei von Manchester, in einem Interview. Die Polizei habe nicht die richtigen Werkzeuge, um den kriminalistischen Herausforderungen der heutigen Zeit entgegenzutreten. Mit einer neuen Führung innerhalb der Polizei sind laut Fahey auch nicht alle Probleme gelöst.
Der Vorsteher der MET, Sir Mark Rowley, entschuldigte sich nach dem Veröffentlichen des Berichts. Er akzeptiere die «Diagnose» von Vorurteilen innerhalb der Truppe, möchte sich aber vom Begriff «institutionell» distanzieren, denn dieser könne mehrdeutig verwendet werden.
Rowley, der letztes Jahr die Leitung der Londoner Polizei übernahm, empfindet ein Gefühl von Wut und Scham bezüglich der Ergebnisse des Untersuchungsberichts. Diese würden aber auch die Entschlossenheit stärken, dagegen vorzugehen. Man habe die Bevölkerung im Stich gelassen.