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Kritik trotz 16 Wochen Vaterschaftsurlaub
Aus Rendez-vous vom 23.02.2021. Bild: Keystone
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Unflexible Papizeit Spanien: Vier Monate Vaterschaftsurlaub reicht einigen noch nicht

Mit 16 Wochen Vaterschaftsurlaub spielt Spanien seit 2021 ganz vorne mit. Doch es gibt überraschende Kritik am System.

Mehr als 230'000 Männer und Frauen werden allein dieses Jahr vom verlängerten Vaterschaftsurlaub profitieren können, schätzen die spanischen Behörden. 16 Wochen sind es mittlerweile, analog zu den Müttern. Raquel und Carlos, die im Mai ihr zweites Kind erwarten, sprechen von einem grossen Gewinn. Die ersten sechs Wochen nach der Geburt werden beide zu Hause in der Nähe von Madrid verbringen, so wie es das Gesetz vorsieht.

Wie sie sich die verbleibende Zeit einteilen, wer sich wann primär ums Kind kümmere und wie viele Wochen am Stück, wissen sie noch nicht genau. Das neue System sei da relativ flexibel – und erleichtere es ihnen auf jeden Fall, sich im Leben zu viert zurechtzufinden.

Verlängerung unbestritten

Seit 2007 hat in Spanien eine stufenweise Entwicklung stattgefunden: Angefangen bei zwei Tagen Vaterschaftsurlaub bis zu den jetzt 16 Wochen seit Anfang Jahr für Frauen und Männer. Für homosexuelle Paare gilt das mit gewissen Auflagen auch.

Interessanterweise geschah dies ohne grossen politischen Widerstand: Die spanische Politik, die sich sonst durch einen tiefen Graben zwischen dem linken und dem rechten Lager auszeichnet, zog für einmal am selben Strang. Als das Parlament 2018 über den Gesetzesentwurf abstimmte, gab es keine einzige Gegenstimme.

Kritik von feministischen Organisationen

Und doch wird jetzt Kritik laut, und zwar vonseiten feministischer Organisationen. Eine der wichtigsten heisst PPiiNA. Sie wurde 2005 mit dem Ziel gegründet, das System des Vaterschafts- und Mutterschaftsurlaubs zu reformieren. Fair sollte es sein und zur Gleichberechtigung der Geschlechter beitragen.

Dieses Ziel habe man verfehlt, sagt Mercedes Cano, Sprecherin von PPiiNA: Das System sei nämlich gar nicht so flexibel, wie es auf den ersten Blick aussehe. Dass die Paare dazu gezwungen würden, die ersten sechs Wochen gleichzeitig zu beziehen, schränke diese unnötig ein und sei auch für die Gleichberechtigung nicht förderlich.

«Assistenzdienst» statt volle Verantwortung

Solange sich die Väter nämlich nicht über längere Zeit allein um ihre Kinder kümmerten, sondern gleichzeitig mit den Müttern, würden sie bestenfalls zu deren «Assistenten» statt zu Elternteilen auf Augenhöhe, mit demselben Mass an Verantwortung, argumentiert Mercedes Cano.

Paare sind bei zehn von 16 Wochen von der Zustimmung des Arbeitgebers abhängig.
Autor: Mercedes Cano Organisation PPiiNA

Bei der Einteilung der restlichen zehn Wochen seien sie ebenfalls nicht frei, sondern von der Zustimmung ihres Arbeitgebers abhängig. So könne dieser sie etwa zwingen, die ganzen zehn Wochen am Stück oder zu einem bestimmten Zeitpunkt zu beziehen.

Keine Vorteile für alleinerziehende Mütter

Über 80 Organisationen haben eine Petition unterzeichnet, mit der Aufforderung, dass die Regierung das Gesetz anpassen müsse. Auch Mónica Gómez ist alles andere als zufrieden. Die dreifache Mutter engagiert sich im Vorstand der ebenfalls feministischen Vereinigung PETRA.

Ihr Hauptkritikpunkt: Während der Vaterschaftsurlaub in den letzten Jahren laufend erhöht wurde, verharrt jener der Mütter auf dem Niveau der 1980er-Jahre. Alleinerziehende Mütter etwa – jene, die es am meisten bräuchten – hätten nichts von der Reform.

Alleinerziehende Mütter – jene, die es am meisten bräuchten – haben nichts von der Reform.
Autor: Mónica Gómez Vereinigung PETRA

Raquel und Carlos können diese Kritik teilweise nachvollziehen. Sie arbeiten beide an einer Universität und hätten das Glück, dass ihre Arbeitgeberin ihnen sehr entgegenkomme. Das sei längst nicht überall der Fall. Doch alles in allem sei mit dem neuen System viel erreicht worden, sie hätten viel Grund zur Freude.

Rendez-vous, 23.02.2021, 12:30 Uhr

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