Dass es während der jährlichen UNO-Gipfelwoche Streit gibt, ist normal. Doch diesmal gab es diesen bereits im Vorfeld. Umstritten war, ob das weltgrösste politische Treffen in New York mit jeweils um die 150 Staats- und Regierungschefs trotz Corona vor Ort stattfinden soll. Doch die Mächtigen der Welt wollen sich wieder physisch begegnen.
Vergangenen September, ausgerechnet zum 75. Geburtstag der UNO, war deren jährliche Gipfelwoche coronabedingt ein Nicht-Ereignis. Die Weltöffentlichkeit ignorierte die blutleeren Videos, welche die Staats- und Regierungschefs eingeschickt hatten.
Aus der Sicht von UNO-Generalsekretär António Guterres wäre es hochproblematisch und ausgesprochen heikel für die Bedeutung seiner Organisation, wenn das Spitzentreffen erneut nur virtuell stattfände. Er hält die direkten Begegnungen der Regierungsspitzen für unersetzlich. Zudem ist die UNO-Gipfelwoche traditionell der weltgrösste Informations- und Austauschbasar der führenden Politikerinnen und Politiker.
Gipfeltreffen als «Superspreader»-Anlass?
Das UNO-Personal, die New Yorker und die US-Behörden sahen das im Vorfeld freilich völlig anders. Sie warnten nachdrücklich vor einem Corona-«Superspreader»-Anlass, wenn Hunderte von, teils ungeimpften Staats- und Regierungschefs, Ministern, Diplomatinnen und Unternehmensführern am UNO-Hauptsitz aufkreuzen.
Doch viele der Mächtigen wollten unbedingt kommen, stellt der abtretende Präsident der UNO-Generalversammlung, Volkan Bozkir, fest. Entsprechend lang ist die Liste jener, die persönlich dabei sein wollen.
Eine Rekordbeteiligung wird diesmal zwar nicht erwartet. Aber es sind wohl um die 120 Staats- und Regierungschefs in New York präsent, darunter der Schweizer Bundespräsident Guy Parmelin. Auch US-Präsident Joe Biden hat diese Woche seine ersten Auftritte vor den Vereinten Nationen.
Themen wie Rassismus, Corona und Klima
Es finden neben dem eigentlichen Hauptanlass, also der alljährlichen UNO-Generaldebatte, ein halbes Dutzend weitere Gipfel statt. Darunter sind Debatten zum Klima, zu den UNO-Nachhaltigkeitszielen, zu Rassismus, zu Corona, zur Ernährungssicherheit oder zur Energie. Daneben gibt es Hunderte weitere Veranstaltungen.
UNO-Chef Guterres erhofft sich von dieser Woche in New York nicht weniger, als dass ein Ruck durch die Welt geht. Denn «die Welt bewegt sich in die falsche Richtung», lautet seine Einschätzung – ob es nun um Klima, Konflikte oder Kernwaffen geht.
Zumindest diskutieren darüber wollen viele, und zwar Auge in Auge. Auch an den Regierungsspitzen ist man die Videokonferenzen leid.