2015 wurden die Nachhaltigkeitsziele – die «Agenda 2030» – mit viel Pomp verabschiedet. Doch die Vereinten Nationen sind derzeit schlecht unterwegs, sie zu erreichen. Sie hinken nicht bloss dem eigenen Fahrplan gewaltig hinterher. In vielen Bereichen verschlechtert sich die Lage sogar.
Die Ziele gelangten ausser Reichweite, räumt UNO-Generalsekretär António Guterres nun erstmals umwunden ein: «Ob es um den Klimawandel, um kriegerische Konflikte, um Covid oder um die Armutsbekämpfung geht – die Welt ist nicht auf Kurs.»
Ob Klimawandel, kriegerische Konflikte, Covid oder Armutsbekämpfung – die Welt ist nicht auf Kurs.
97 Millionen mehr extrem Arme
Beispiele: Die Eliminierung der extremen Armut, ein zentrales UNO-Nachhaltigkeitsziel, rückt in weite Ferne. Statt zu sinken, stieg 2020 die Zahl der extrem Armen weltweit um 97 Millionen. Auch die Kindersterblichkeit liegt weit höher als angestrebt.
Auf dem Arbeitsmarkt fanden im Vorjahr nicht mehr, sondern 54 Millionen weniger Frauen eine Beschäftigung. Der Analphabetismus stieg um hundert Millionen Menschen. Und der Zugang zu Elektrizität nahm in Afrika, nach Jahren der Fortschritte, deutlich ab. Derweil steigt die Erderwärmung weiter.
Guterres: «Es braucht nun jede und jeden»
Richard Gowan, UNO-Experte der Denkfabrik International Crisis Group, sieht die Glaubwürdigkeit der Staatengemeinschaft in Gefahr, nachdem sich nun abzeichnet, dass ihr wichtigstes Vorhaben unerreichbar scheint.
UNO-Chef Guterres seinerseits ist alarmiert, mahnt aber: «Es wäre nun leicht, die Hoffnung aufzugeben» – doch das dürfe nicht passieren. Deshalb redet er den diese Woche in New York versammelten Staats- und Regierungschefs ins Gewissen: «Es braucht nun jede und jeden einzelnen für eine Wende zum Besseren.»