- Ein russisches Gericht hat den Starregisseur Kirill Serebrennikow in einem umstrittenen Verfahren schuldig gesprochen.
- Serebrennikow wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt und bleibt somit in Freiheit.
- Der 50-Jährige wurde wegen Veruntreuung von Fördergeldern verurteilt, wie das Bezirksgericht der Agentur Interfax zufolge in Moskau entschied.
- Das Verfahren gegen den auch in Westeuropa bekannten Künstler gilt als Schauprozess gegen die liberale Kunstszene in Russland.
- Tausende Kulturschaffende haben sich mit Serebrennikow solidarisiert und einen Freispruch gefordert.
Der Schuldspruch hat in Russland und darüber hinaus breites Entsetzen ausgelöst. In Moskau zeigten sich Hunderte Menschen vor dem Gerichtssaal tief betroffen. Es flossen Tränen, als Richterin Olessja Mendelejewa am Freitag das Urteil verkündete.
Schauprozess gegen liberale Kunstszene
Das Strafmass war auch Stunden nach dem Schuldspruch unklar. Die Richterin warf dem 50-jährigen Künstler vor, eine Gruppe für einen kriminellen Plan gegründet zu haben. Die Gruppe habe rund 129 Millionen Rubel (rund 1.8 Millionen Franken) an staatlichen Fördergeldern unterschlagen.
Beobachter des Verfahrens kritisierten, dass keine Beweise vorgelegt wurden. Es handele sich um einen Schauprozess gegen die liberale Kulturszene in Russland, hiess es.
Kremlsprecher will Fall analysieren
Die Richterin verlas das Urteil leise, schnell und mit monotoner Stimme, legte am späten Vormittag auch eine Pause ein. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte der Agentur Interfax zufolge, dass der Fall analysiert werden müsse – auch mit Blick auf staatliche Finanzierung der Kultur.