Am Rodeo in Cody lebt der wilde Westen weiter. Cowboys reiten wilde Pferde, Cowgirls fangen Kälber mit dem Lasso. Wyoming ist überwiegend konservativ. Hier hat Ex-Präsident Donald Trump mehr Stimmen erhalten als in jedem anderen Teilstaat der USA. Trump ist hier nach wie vor beliebt.
Ganz im Gegensatz zu Liz Cheney, der einzigen republikanischen Abgeordneten Wyomings im Repräsentantenhaus. Sie muss sich zur Wiederwahl stellen – am 16. August sind in Wyoming Vorwahlen innerhalb der Republikanischen Partei. In Cody treffen wir niemanden, der Cheney wählen will.
«Als sie Trump angriff, griff sie Wyoming an. Trump hatte hier etwa 90 Prozent Zustimmungsrate», sagt Ranch-Manager Trevor Williams. Viele hier glauben Trumps Lüge, dass Joe Biden nicht rechtmässig gewählt worden sei. Auch Cowgirl Shane McKinley. «Es war Betrug», sagt sie bestimmt. «Trump hat gewonnen, zu 100 Prozent.»
Ich werde alles tun, damit der Ex-Präsident nie mehr in die Nähe des Oval Office kommt.
Liz Cheney, Tochter von Ex-Vizepräsident Dick Cheney, war Mitglied der Parteispitze der Republikaner – stramm konservativ. Sie stimmte im Kongress zu über 90 Prozent auf Trumps Linie. Doch nach dem Sturm aufs Kapitol kam die Wende: Sie stimmt für Trumps Impeachment. Sie wird aus der Parteispitze entfernt. Sie sagt kämpferisch: «Ich werde alles tun, damit der Ex-Präsident nie mehr in die Nähe des Oval Office kommt.»
Cheney wird Trumps härteste Gegnerin in der republikanischen Partei. Die Republikanerin übernimmt das Amt der Vize-Vorsitzenden der Kommission, die den Kapitolsturm aufarbeitet.
In Cody interessiert sich kaum jemand für die Erkenntnisse der Kommission. Auch Bob Ferguson sagt, die Kommission sei parteiisch. Er unterhält Touristen mit einer Aufführung vor dem legendären Hotel Irma, das von Cowboy-Ikone Buffalo Bill gegründet wurde. Auch Ferguson will Cheney abwählen, weil sie nicht nur Trump, sondern auch alle Trump-Unterstützer angegriffen habe. «Sie sagte, alle, die glauben, dass es Probleme gab mit Wahlbetrug 2020, seien Aufständische.»
Donald Trump setzt derweil alles daran, Cheneys politische Karriere zu beenden. Er ist in Wyoming aufgetreten und unterstützt Harriet Hageman, Cheneys Herausforderin in den Vorwahlen in Wyoming. In Umfragen liegt Hagemann massiv in Führung.
In den Weiten der berühmten Natur von Wyoming, beim Yellowstone Nationalpark, betreiben Mary Kay und John Turner eine Pferderanch. Sie kennen Liz Cheney, seit sie ein Kind war. Sie sei schon immer eingestanden für ihre Überzeugung, sagt Mary Kay Turner. «Es ändert nichts für Liz, ob sie beliebt sein wird. Wenn sie weiss, dass es richtig ist, wird Liz es tun.»
Die Turners haben Trump gewählt. Doch seit seiner Abwahl sind sie enttäuscht vom Ex-Präsidenten. Sie verfolgen, wie Liz Cheney die öffentlichen Anhörungen der Kommission leitet, hören entsetzt, wie Trump eine demokratische Wahl umstürzen wollte.
«Seine Familie, seine Mitarbeitenden, Justizminister Barr: Alle haben die Fakten angeschaut und dem Präsidenten klar gesagt: Wir haben die Wahl verloren», sagt John Turner. «Doch dann hat der Präsident eine betrügerische Kampagne geführt, um Millionen Amerikaner zu überzeugen, die ihm glauben wollten.»
Unterstützung von unerwarteter Seite
Liz Cheney erhält allerdings von unerwarteter Seite Unterstützung: Viele Demokratinnen und Demokraten in Wyoming planen, sich für die Vorwahlen kurz als Republikaner zu registrieren, und Liz Cheney zu wählen.
Wie Penny Mohan, die in Wilson lebt, derselbe Ort, wo Cheney ein Haus besitzt. «Ich möchte ihr beistehen», begründet Mohan ihre Entscheidung. «Liz Cheney war enorm mutig. Sie hat Prinzipien über ihren persönlichen oder beruflichen Erfolg gestellt. Das ist das Mindeste, was ich für sie tun kann.»