Joe Biden will bis zum 11. September sämtliche US-Truppen aus
Afghanistan abziehen. Es wäre der Jahrestag des Anschlags auf New York, der der Intervention in Afghanistan vorausging.
- Das berichten die Nachrichtenagentur Reuters mit Bezug auf eingeweihte Personen in Regierungskreisen und die «Washington Post» übereinstimmend.
- Damit blieben US-Soldaten noch mehrere Monate über den mit den Taliban vereinbarten Abzugstermin zum 1. Mai in Afghanistan.
US-Präsident Joe Biden wird seine Pläne für einen Abzug der US-Truppen in Afghanistan bis zum 11. September heute Mittwoch offiziell bekannt geben. Das Weisse Haus kündigte an, Biden werde sich um 14.15 Uhr (20.15 Uhr MESZ) zum weiteren Vorgehen in Afghanistan und dem Fahrplan für einen Abzug äussern.
Ein hochrangiger US-Regierungsvertreter sagte, der Abzug sei nicht an Bedingungen geknüpft. Er solle noch vor dem 1. Mai beginnen und spätestens bis zum 11. September – dem 20. Jahrestag der Terroranschläge von New York und Washington – abgeschlossen sein.
Unter Bidens Vorgänger Donald Trump hatte die US-Regierung mit den Taliban einen Abzug aller internationalen Truppen bis zum 1. Mai vereinbart.
Kein überhasteter Abzug
Der US-Regierungsvertreter begründete den neuen Termin für ein Ende des Einsatzes damit, dass ein überhasteter und schlecht koordinierter Abzug die internationalen Truppen gefährden könnte. Er betonte, der 11. September sei das späteste Datum, um den Abzug abzuschliessen. Das Ziel könnte bereits deutlich früher erreicht werden.
Die aufständischen Taliban hatten neue Gewalt gegen Nato-Truppen angedroht, sollte die Frist bis zum 1. Mai nicht eingehalten werden. Als Reaktion auf die neusten Pläne der USA schlossen die Taliban ihre Teilnahme an einer geplanten Friedenskonferenz vor einem vollständigen Abzug der internationalen Truppen aus.
Der US-Regierungsvertreter seinerseits warnte die Taliban vor Angriffen auf internationale Truppen während des Abzugs. Man habe die Aufständischen wissen lassen, dass die USA in einem solchen Fall hart zurückschlagen würden, sagte er.
Nato leitet Abzug ein
Biden stehen unter Druck, rasch über einen Fahrplan für einen Abzug der US-Soldaten zu entscheiden, weil davon auch der Einsatz anderer internationaler Truppen in Afghanistan abhängt.
Die Nato leitet nach der Rückzugsentscheidung der USA das Ende ihres Einsatzes in Afghanistan ein. Die Alliierten hätten entschieden, mit dem Abzug aus dem Land zu beginnen, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch nach einer Videokonferenz der Aussen- und Verteidigungsminister der 30 Bündnisstaaten von Diplomaten.