Der Inhalt der Ankündigung war nicht überraschend, der Zeitpunkt schon. Eigentlich hatte Nikki Haley für Dienstag zu einer grossen Veranstaltung eingeladen. Doch dann preschte sie selbst vor und veröffentlichte am frühen Montagmorgen ein Video, in dem sie ihre Bewerbung für die republikanische Präsidentschaftskandidatur verkündete.
Damit ist Haley die erste Republikanerin, die es offen mit Donald Trump aufnimmt. Dieser hatte seine Kandidatur schon im Herbst verkündet, unmittelbar nach den für die Republikaner enttäuschend verlaufenen Zwischenwahlen. Die bei diesen Wahlen erlittenen republikanischen Niederlagen waren zumeist Trump angelastet worden.
Spitze gegen Trump
In ihrem Wahlkampf-Video setzt Haley nur eine feine, aber deutliche Spitze gegen den früheren Präsidenten, der selbst nochmals Präsident werden will: «Republikaner haben bei sieben der letzten acht Präsidentschaftswahlen insgesamt weniger Volksstimmen geholt als die Demokraten. Das muss sich ändern», so Haley.
Zu Donald Trump hat Nikki Haley eine differenzierte Beziehung. Sie unterstützte ihn nicht, als er 2016 Kandidat war. Trotzdem machte er die damalige Gouverneurin von South Carolina später zu seiner Botschafterin bei den Vereinten Nationen.
Dort wiederum verstand es Haley, die Trump’schen Ideen auf Armlänge zu halten, ohne dessen Politik zu desavouieren. «Haley hat ein beeindruckendes politisches Rüstzeug», sagt denn auch Karlyn Bowman, Wahlanalystin am konservativen American Enterprise Institute.
Trumps ungewohnte Zurückhaltung
Doch obwohl Bowman Haley bescheinigt, Trump durchaus gefährlich werden zu können, hielt sich dieser bislang mit seinen sonst oft brutalen Attacken zurück. Als Haley ihm vor einiger Zeit von ihren Plänen erzählte, habe er ihr nur gesagt «folge Deinem Herzen», so Haley.
Nach der Ankündigung kam von Trump selbst vorerst kein Kommentar. Nur sein Kampagnenmanager nannte Haley «eine weitere Karriere-Politikerin, der es nur um sich selbst geht.»
Ganz anders tönte Trump da zuletzt etwa gegen den Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, obwohl dieser noch gar keine Kandidatur angekündigt hat. «Trump nützt ein breites Kandidatenfeld. Je mehr Kandidatinnen und Kandidaten, umso besser für ihn», so Karlyn Bowman.
Je mehr Kandidaten, desto besser für Trump
Denn obschon gewichtige Teile der republikanischen Führung gerne mit einem anderen Kandidaten als Donald Trump in die Präsidentschaftswahlen 2024 steigen würden, verfügt dieser bei der Basis immer noch über eine enorm starke Unterstützung.
Da hilft es Trump, wenn sich die Gegenstimmen auf möglichst viele Kandidatinnen und Kandidaten verteilen. Und so dürfte es ihm zupasskommen, wenn in den nächsten Tagen und Wochen möglichst viele auf republikanischer Seite ihre Kandidatur bekannt geben. Denn wie sagt es Karlyn Bowman: «Donald Trump fürchtet nur einen: Ron DeSantis.»