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US-Truppenabzug: Der westliche Einfluss in Syrien tendiert gegen Null
Aus HeuteMorgen vom 20.12.2018.
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US-Truppenabzug in Syrien Zeugnis der chaotischen US-Aussenpolitik

Auftrag erfüllt! Aus Sicht von US-Präsident Donald Trump ist der sogenannte «Islamische Staat» in Syrien besiegt, die US-Truppen können nun zügig abziehen.

Die US-amerikanische Militärpräsenz in Syrien war schon bisher bescheiden: gerade einmal 2000 Soldaten – offiziell Berater und Ausbilder, tatsächlich aber schon ein bisschen mehr als das. Sie unterstützten hauptsächlich die kurdischen Milizen, die am erbittertsten gegen den IS kämpften.

Für sie, die wichtigsten Verbündeten der USA in Syrien, wird die Luft nun dünn. Sie fühlen sich im Stich gelassen und müssen damit rechnen, zwischen dem Assad-Regime und der Türkei aufgerieben zu werden. Deren Präsident Recep Tayyip Erdogan hat nun in Nordsyrien weitgehend freie Hand und wird das ausnützen.

Populär bei der Bevölkerung, aber nicht im Pentagon

Präsident Donald Trumps Abzugsorder dürfte zwar in weiten Teilen der US-Bevölkerung populär sein. Viele sehen seit Jahren jegliches Engagement in Syrien mit Skepsis. Das war schon unter Präsident Obama so, das gilt unter Präsident Trump ebenso.

Hingegen entschied Trump gegen den erklärten Willen des Pentagon und einflussreicher, auch republikanischer Senatoren. Sie warnen davor, der Abzug, der nun binnen drei Monaten vollständig erfolgen soll, liege keinesfalls im Interesse der USA und ihrer Verbündeten, auch nicht von Israel. Klar ist auch: Der westliche Einfluss in Syrien, auch was eine Lösung des Konflikts betrifft, dürfte von nun an gegen Null tendieren.

Der US-Abzug verhilft aber nicht nur der Türkei zu mehr Einfluss in ihrem südlichen Nachbarland. Geradezu ein Wunschszenario ist er für das syrische Regime von Baschar al-Assad und seine Schutzpatrons Russland und Iran. Besonders Teheran kann jetzt seinen Einfluss in Syrien und damit überhaupt im Nahen Osten festigen, ja gar kräftig ausbauen. Eine alte Hoffnung des Mullah-Regimes erfüllt sich nun dank Trump, der doch eigentlich dessen Erzfeind ist. Merkwürdige Zeiten.

Die Entscheidung im Weissen Haus zeugt einmal mehr von einer chaotischen US-Aussenpolitik ohne Konzept und ohne erkennbares Ziel.

Fredy Gsteiger

Diplomatischer Korrespondent

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Fredy Gsteiger ist diplomatischer Korrespondent und stellvertretender Chefredaktor bei Radio SRF. Vor seiner Radiotätigkeit war er Auslandredaktor beim «St. Galler Tagblatt», Nahost-Redaktor und Paris-Korrespondent der «Zeit» sowie Chefredaktor der «Weltwoche».

Hier finden Sie weitere Artikel von Fredy Gsteiger und Informationen zu seiner Person.

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