Noch bevor die Stimmen ausgezählt sind, beansprucht Donald Trump vor laufenden Kameras den Sieg für sich. Sowohl Facebook als auch Twitter haben sich auf diesen Fall vorbereitet: Bereits vor den Wahlen machten die beiden sozialen Netzwerke klar, dass sie die vorzeitige Inanspruchnahme des Sieges eines der Kandidaten nicht unkommentiert verbreiten würden.
Twitter und Facebook stützen sich dabei auf etablierte Medien. Dazu zählen etwa verschiedene Fernsehstationen (darunter auch Fox News) oder die Nachrichtenagenturen Associated Press und Reuters. Bei Twitter müssen mindestens zwei Quellen einen Sieger bestätigen.
Markieren und bremsen
Bis klar ist, wer das Rennen gemacht hat, kennzeichnet Twitter Nachrichten als problematisch, die vorschnell einen Sieg verkünden. Das soziale Netzwerk markiert auch Tweets, in denen zu Gewalt aufgerufen wird, die einschüchtern sollen oder die Fakenews verbreiten. Twitter vermindert auch die Verbreitung solch problematischer Inhalte, etwa, in dem Nutzer aufgefordert werden, vor dem Teilen einen Text einzugeben oder in dem alle Interaktionen (Likes, kommentieren oder teilen) ganz blockiert werden.
Virale Botschaften
Facebook hat ein Wahlzentrum eingerichtet, wo Spezialistinnen und Spezialisten mithilfe von künstlicher Intelligenz Nachrichten suchen, die gegen die Richtlinien verstossen. Dazu gehören etwa Posts, die zu Gewalt aufrufen.
Auch die Verbreitung von Fakenews soll unterbunden werden. Nachrichten mit unwahren Inhalten werden als solche gekennzeichnet. Das soziale Netzwerk arbeitet dabei mit 80 Organisationen zusammen, die Fakten überprüfen. Facebook überwacht zudem ständig, welche Posts gerade viral gehen mit dem Ziel, die Verbreitung problematischer Nachrichten rechtzeitig abzubremsen.
In den letzten Jahren haben weltweit rund 200 Wahlen stattgefunden, bei denen Facebook gefordert war, zum Beispiel in Brasilien, Indien oder vor zwei Jahren in den USA. Von dieser Erfahrung profitiere Facebook nun bei den Präsidentschaftswahlen in den USA, sind die Verantwortlichen überzeugt und geben sich selbstsicher.
Schutz oder Manipulation?
Facebook und Twitter greifen ein, wenn Nutzer gegen die Regeln der Plattformen verstossen. Oft müssen sie dabei abwägen und Entscheide treffen, die sie überfordern – und das in Echtzeit!
Die sozialen Netzwerke sehen sich deshalb regelmässig mit dem Vorwurf der Zensur oder Manipulation konfrontiert. Dabei geht vergessen, dass die Algorithmen der beiden Plattformen immer eine Auswahl treffen, wenn sie unsere Timeline oder unseren Newsfeed zusammenstellen und dabei Nachrichten unterschlagen. Erst bei Verstössen gegen die Regeln wirkt die Weglassung wie Zensur.