Endlose Herzen steigen am Bildschirm auf: Rund 27'000 Menschen haben sich für das Zoom-Meeting am Dienstagabend angemeldet, um zu hören, wie sie sich für die Wahl von Kamala Harris engagieren können. «Diese Bewegung entstand in einem Moment, in dem meine Angst um unsere Demokratie und unser Land immer grösser wurde und ich etwas tun musste», erklärt Swiftie Emerald Medrano den Beginn von «Swifties for Kamala».
Nun haben sie berühmte Politikerinnen wie Senatorin Elizabeth Warren als Sprecherin aufbieten können. Kamala kümmere sich um die Menschen, sagt Medrano. «Ich wünsche mir, dass unsere Bewegung Kamala Harris hilft, erste Präsidentin der USA zu werden.»
Wer zuschaut, bekommt Informationen, wie man mit Hausbesuchen oder Anrufen Kamala Harris zur Wahl verhelfen kann, und hört den Appell, an die Urne zu gehen, und Familie und Freunde gleich mitzunehmen. Die Swifties – Kamalas Wahlhelfer?
Der Swift-Faktor wirkt bereits
Ashley Hinck hat die politische Kraft von Fangemeinden wissenschaftlich untersucht. Bereits heute habe Swift einen Einfluss. «Wir wissen, dass ihre Fans bereits die Werte von Taylor Swift wahrnehmen. Wenn sie sagt, es ist wichtig, dass alle dazugehören, wenn sie LGBTQ-Menschen wertschätzt, dann hören ihre Fans diese Nachricht und sie können jemanden wählen, der oder die diese Werte umsetzt.»
Die Leute engagieren sich in politischen Diskussionen, geleitet durch die Swift-Werte.
Dabei sind die «Swifties for Kamala» kein Einzelfall. Hinck hat verschiedene Beispiele von Fangemeinden untersucht, die sich engagierten, etwa Millionenspenden für wohltätige Zwecke sammelten, oder Aktionen an Schulen und Universitäten organisierten, damit sich mehr Junge für die Wahlen registrieren. «Wir sehen diese Aufrufe zu handeln und sich für die Wahl zu registrieren, damit Swifties für die Wahl bereit sind. Wir sehen differenzierte politische Argumente. Die Leute engagieren sich in politischen Diskussionen, geleitet durch die Swift-Werte.»
Unterschätzte Kraft der Fangemeinden
Hincks Forschung hat gezeigt, dass Fangemeinden, sei es von einer Science-Fiction-Fernsehserie, von Harry-Potter-Büchern, Lego oder Youtube-Kanälen, staatsbürgerlich aktiv wurden.
Fangemeinden würden unterschätzt, ihnen werde kaum zugetraut, politische Arbeit zu übernehmen, sagt Hinck. Dabei würden genau dort politische Werte beeinflusst. «Wenn Fans ihre Werte mit ihrer Liebe zu Taylor Swift verknüpfen, und damit, Kamala Harris zu wählen, dann ist das ein mächtiger Aufruf zu handeln», so Hinck. Die Fangemeinden übernähmen die Arbeit, Unentschlossene zu mobilisieren und an die Urnen zu bringen.
Auch Donald Trump nutze Fangemeinden. «Donald Trump ist sehr gut darin, seine eigene Fangemeinde zu aktivieren. Er begann mit den Fans seiner Fernsehshow ‹The Apprentice›. Er ist ausgezeichnet darin, seine Fangemeinde in den Sozialen Medien zu pflegen. Er versteht es, eine Gefolgschaft zu entwickeln. Und er weiss, wie er sich mit Stars verbinden kann.» Etwa mit Kid Rock, der am republikanischen Parteitag auftrat.
Sowohl Trump als auch zuvor Biden und jetzt Harris haben gemäss Hinck keine Berührungsängste mit Influencern. Das sei wichtig, denn die Wahlkampfteams müssten sich um Fangemeinden bemühen. «Man muss Fans so behandeln, wie man auch Gewerkschafter behandelt, die einen wählen sollen. Man erklärt ihnen, warum seine Politik vorteilhaft ist. So gilt das auch für Fangemeinden.»