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Zölle als Druckmittel Die USA im Handelsstreit mit der ganzen Welt?

Der neue US-Präsident Donald Trump will auf allen ausländischen Waren Zölle erheben. Damit setzt er die Zollpolitik seiner Vorgänger Obama und Biden fort. Ein Überblick zur Zollpolitik der US-Regierungen.

Kaum im Amt, führt der demokratische Präsident Barack Obama 2009 höhere Zölle auf chinesischen Reifen ein. Sie steigen um bis zu 35 Prozent. Obama begründet den Schritt damit, dass die Reifen in so grossen Mengen in die USA importiert würden, dass sie die «einheimischen Produzenten gefährden oder gefährden können».

Die beiden Präsidenten von China und den USA sitzen vor chinesischen und amerikanischen Flaggen.
Legende: Bereits unter Barack Obama ist das Verhältnis zwischen den grössten Handelsmächten China und USA angespannt. Gleichzeitig sind beide Seiten um eine Deeskalation bemüht, wie hier bei einem Treffen 2011 zwischen dem chinesischen Präsidenten Hu Jintao und Barack Obama. Keystone

Trotzdem ist Barack Obama bestrebt, ein gutes Verhältnis mit China zu pflegen. Beide Länder halten beispielsweise 2011 in einer gemeinsamen Erklärung fest, dass die Welthandelsorganisation WTO allfällige Massnahmen und Gegenmassnahmen, die den Handel beeinträchtigen, überwachen soll.

Freier Handel

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Nach dem Zweiten Weltkrieg setzt sich die Einsicht durch, dass Zölle den internationalen Handel beeinträchtigen. Um den globalen Warenaustausch anzukurbeln, geht eine Vielzahl der Staaten dazu über, Zölle und andere Handelsschranken abzubauen.

Auf internationaler Ebene wird dieser Abbau durch die Welthandelsorganisation WTO und die Vorgängerin GATT vorangetrieben. Gleichzeitig verpflichten sich Staaten häufig mittels zwischenstaatlicher Freihandelsabkommen, Zölle ganz oder teilweise zu reduzieren.

Das jüngste Freihandelsabkommen der Schweiz mit Indien von 2024 sieht beispielsweise vor, dass Indien die Zölle auf Schweizer Uhren schrittweise abschafft.

In seiner zweiten Amtszeit verschärft Obama allerdings den Ton gegenüber China. Die USA reichen 2017 bei der WTO Klage ein wegen chinesischen Stahls und Aluminiums. «China verschafft seiner Aluminiumindustrie einen unfairen Vorteil durch günstige Darlehen oder andere illegale Subventionen durch den Staat», begründet die Regierung den Schritt.

Handelsstreit eskaliert unter Trump

In der ersten Amtszeit von Donald Trump, von 2017 bis 2021, spitzt sich der Streit mit den Handelspartnern zu. Im Januar 2018 erhöht die US-Regierung Zölle generell auf ausländischen Waschmaschinen und Solarzellen. Nur Monate später beschliesst Trump höhere Zölle auf Stahl und Aluminium aus Kanada, Mexiko, Südkorea, China und der EU.

Chinas unerlaubte Handelspraktiken (…) haben Tausende amerikanische Fabriken und Millionen amerikanische Arbeitsplätze zerstört.
Autor: Donald Trump US-Präsident 2017-2021

Die betroffenen Staaten reagieren mit Gegenmassnahmen. China führt nun ebenfalls höhere Zölle auf Waren «Made in USA» ein: Es trifft Flugzeuge und Sojabohnen. In der Folge erlassen beide Regierungen beinahe im Monatsschritt neue oder höhere Zölle.

Drei US-Präsidenten in dunklen Anzügen bei einer Veranstaltung im Freien.
Legende: Bei vielen Fragen sind sich Donald Trump und die beiden Demokraten Joe Biden und Barack Obama uneins. Bei der US-Zollpolitik verfolgen sie dieselbe Linie. Reuters

Im Herbst 2018 kündigt Trump das bis dahin umfangreichste Zollpaket an: Die USA beschliessen Zölle von 10 Prozent auf chinesischen Waren im Wert von 200 Milliarden, die später auf 25 Prozent erhöht werden. Zwischenzeitliche Verhandlungen zwischen den USA und China bleiben weitgehend erfolglos. Zudem möchte China die amerikanischen Zollerhöhungen durch die WTO klären lassen, blitzt bei den USA allerdings ab.

Biden weitet die Trump-Zölle aus

Joe Biden, ab 2021 US-Präsident, setzt die Politik seines Vorgängers gegenüber China fort und behält die Zölle bei.

Die beiden Präsidenten aus China und den USA schütteln sich die Hand vor Flaggen der USA und China.
Legende: Der Demokrat Joe Biden weitet die Zölle aus der Ära Trump aus. Die Regierung unter Präsident Xi Jinping antwortet mit Gegenmassnahmen. Keystone

Zudem führt der Demokrat Biden im Mai 2024 neue und höhere Zölle ein. Die Begründung ist ähnlich wie bei seinen Vorgängern: «Chinas unfaire Handelspolitik (…) gefährdet die amerikanischen Unternehmen und Arbeiterschaft».

China flutet den globalen Markt mit künstlich vergünstigten Exportgütern.
Autor: Joe Biden US-Präsident ab 2021

Konkret hebt die US-Regierung die Zölle für mehrere Waren an: Für chinesische Elektroautos steigen sie von 25 auf 100 Prozent, für Solarzellen von 25 auf 50 Prozent.

Wer trägt die Kosten für die Zölle?

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Höhere Zölle führen in der Regel zu höheren Preisen, sofern sie nicht durch die Importeure selbst getragen werden. So sind beispielsweise Waschmaschinen in den USA aufgrund der Einfuhrzölle um 12 Prozent teurer geworden.

Verschiedene Non-Profit-Organisationen wie die Tax Foundation oder die Denkfabrik Peterson Institute kommen zum Schluss, dass ein durchschnittlicher Haushalt pro Jahr in den USA aufgrund der höheren Zölle 800 bis 1700 Dollar mehr zahlt als ohne Zollerhöhungen.

Donald Trump hat bereits angekündigt, dass er in seiner zweiten Amtszeit die Zollpolitik noch ausweiten werde: Künftig wolle er alle chinesischen Produkte mit einem Zoll von 60 Prozent belegen. Zudem sollten auf allen importierten Gütern Zölle von bis zu 20 Prozent erhoben werden. Damit will der neue US-Präsident die US-Wirtschaft stützen, Arbeitsplätze schaffen und Einnahmen generieren.

SRF 3 Wirtschaft, 11.11.2024, 17:40 Uhr

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