- Immer häufiger würden Ziele in den USA und anderen Staaten zum Ziel von Hackerangriffen aus Russland werden, sagte das Weisse Haus in einer Pressekonferenz.
- Die Regierung in Washington sehe Russland in der Verantwortung, sagte die Sprecherin Jen Psaki weiter.
- US-Präsident Joe Biden habe diesbezüglich mit dem Staatschef Wladimir Putin telefoniert und so den Druck auf Russland erhöht.
Nach jüngsten Hackerinnen- und Hackerangriffen in den USA und anderen Ländern hat US-Präsident Joe Biden den russischen Staatschef Wladimir Putin aufgefordert, gegen die Täter und Täterinnen des Internetangriffs vorzugehen. In einem rund einstündigen Telefongespräch mit Putin habe Biden «anhaltende Ransomware-Angriffe von Kriminellen mit Sitz in Russland» angesprochen, teilte das Weisse Haus mit. Russland solle Massnahmen gegen die verantwortlichen Gruppen ergreifen. Die USA unternähmen alle erforderlichen Schritte, um ihre Bevölkerung und ihre kritische Infrastruktur zu schützen.
Hackergruppe erpresste US-Firma und verlangte Millionen
Zuletzt hatten Hacker am vergangenen Wochenende über eine Schwachstelle beim amerikanischen IT-Dienstleister Kaseya hunderte Unternehmen mit Erpressungs-Software (Ransomware) angegriffen. Die von Expertinnen und Experten in Russland verortete Gruppe namens REvil verlangte 70 Millionen US-Dollar (etwa 64 Millionen Schweizer Franken) in der Digitalwährung Bitcoin für einen Generalschlüssel zu allen betroffenen Computern. REvil steckte zuvor bereits hinter einem Angriff auf den weltgrössten Fleischkonzern JBS. Vor JBS traf es den Betreiber einer der wichtigsten Benzin-Pipelines in den USA. Auch Deutschland war schon Ziel.
Ransomware-Angriffe haben in den vergangenen 18 Monaten zugenommen.
Die USA kritisieren zwei verschiedene Arten von Hackerinnen- und Hackerangriffen aus Russland. Zum einen sei es ein Versuch von Kriminellen gewesen, die nach US-Angaben ungestört Ziele im Ausland angreifen können. Zum anderen hätten die USA russische Geheimdienste im Visier, die es auf Ministerien, Behörden und Firmen in den USA abgesehen hätten. Die USA hatte deswegen bereits Sanktionen gegen Russland verhängt, wohingegen die russische Regierung solche Attacken dementiert. Putin beklagt zudem immer wieder Cyberangriffe gegen russische Stellen.
Der russische Präsident wies im Gespräch nach Kreml-Angaben darauf hin, dass es ungeachtet der russischen Bereitschaft, gemeinsam gegen «kriminelle Vorkommnisse in der Informationssphäre» vorzugehen, im vergangenen Monat keine Anfragen von US-Organen gegeben habe. Angesichts der Schwere der Herausforderungen sollten beide Seiten ohne «Politisierung» zusammenarbeiten. Dazu sollen Kanäle zwischen den staatlichen Strukturen genutzt werden. Beide Präsidenten hätten die «Notwendigkeit einer sachlichen und konstruktiven Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Cybersicherheit» unterstrichen.
Cyberangriffe waren auch ein Thema am Gipfel in Genf
Biden hat Putin wiederholt aufgefordert, Massnahmen gegen Hacker zu ergreifen – zuletzt bei ihrem Zweier-Gipfel Mitte Juni in Genf. Dort hatten beide vereinbart, Gespräche über Cybersicherheit aufzunehmen. Biden hatte den Kremlchef ausserdem vor Konsequenzen gewarnt, sollten die Angriffe sich ausbreiten.
Auf die Frage, ob die jüngsten Angriffe nun Folgen hätten, antwortete Biden: «Ja.» Er habe Putin «sehr deutlich» gemacht, dass die USA von ihm Massnahmen erwarteten. Die Sprecherin des Weissen Hauses, Jen Psaki, sagte, Ransomware-Angriffe hätten in den vergangenen 18 Monaten zugenommen.
In dem Telefonat ging es nach Angaben des Weissen Hauses auch um den Beschluss des UN-Sicherheitsrats, der sich am Freitag einstimmig auf einen Kompromiss für die Fortsetzung lebensnotwendiger humanitärer Hilfe für Syrien einigte. Biden und Putin hätten die gemeinsame Arbeit ihrer Teams nach dem Gipfel in Genf gelobt, der zu der Einstimmigkeit geführt habe. Der Kreml äusserte sich ähnlich. Putin drückte auch sein Beileid nach dem Einsturz eines Hochhauses im US-Bundesstaat Florida aus.