Venedigs Bürgermeister Luigi Brugnaro hat keinen Zweifel: «Das sind die Effekte des Klimawandels» – twitterte er vom Rand des überfluteten Markusplatzes. Der konservative Politiker sprach von einem «Desaster» und rief den Notstand aus.
Dabei ist Venedig eigentlich ans Hochwasser gewöhnt. Es kommt in der Lagunenstadt häufig vor. Aussergewöhnlich aber ist das Ausmass. Der weltberühmte Markusdom ist beinahe 1000 Jahre alt. Erst fünfmal drang das Meer in diese Kirche ein – dreimal allerdings allein in den letzten 20 Jahren.
Die extremen Umweltereignisse häufen sich und Venedig ist ihnen ganz besonders ausgeliefert.
Massive Schäden: Das Wasser geht, das Salz bleibt
Die Schäden, die diese Hochwasser verursachen, sind enorm. Sicher, das Wasser wird sich nach dem grossen Regen schnell zurückziehen. Die Feuchtigkeit in den Böden und Wänden wird verdunsten. Etwas aber bleibt zurück: das Salz. Es ist eingedrungen in den wertvollen Marmor, in die jahrhundertealten kostbaren Mosaikböden, in die reich verzierten, oft bemalten Wände.
Betroffen ist davon ja nicht nur der Markusdom, sondern hunderte andere Monumente des Weltkulturerbes Venedig. Diese Schäden sind heute noch gar nicht absehbar.
Weil Wissenschaftler schon lange vor den Gefahren für Venedig warnen, beschloss Italien schon vor Jahren, die Lagune und Venedig mit beweglichen Fluttoren zu schützen. Moses ist der Name dieser Sperranlage. Nur sind längst nicht alle von deren Wirksamkeit überzeugt.
Auch die Bauarbeiten im Meer gestalteten sich schwierig. Und schliesslich flog vor fünf Jahren ein Korruptionsskandal auf, der zu langwierigen Ermittlungen und weiteren Verzögerungen führte. Noch ist unklar, wann und ob Moses wirklich wirksam sein wird.
Roms Priorität ist nicht der Klimawandel
Dabei geht oft vergessen, dass Venedig zwar das spektakulärste, aber eben doch nur ein Beispiel für Italiens Probleme mit dem Klimawandel ist. Steigt der Meeresspiegel, wie viele Wissenschaftler prognostizieren, weiter an, dann sind in Italien viele Städte und Dörfer gefährdet. Denn zahlreiche historische Zentren wurden einst nur knapp über dem Meeresspiegel gebaut.
Die Regierung in Rom hätte eigentlich allen Grund, sehr entschieden gegen den Klimawandel vorzugehen. Doch die Prioritäten der italienischen Politik liegen meist anderswo.