- Ein 66-jähriger Mann wurde am Sonntag zusammen mit einer 33-jährigen Frau bewusstlos auf einer Bank in einem Einkaufszentrum in der englischen Stadt Salisbury aufgefunden.
- Beim Mann handelt es sich um den ehemaligen russischen Doppelagenten Sergej Skripal. Die Frau soll seine Tochter sein.
- Skripal war in Russland als britischer Spion verurteilt und bei einem Austausch 2010 freigelassen worden.
Der britische Aussenminister Boris Johnson hat die Verschärfung von Sanktionen gegen Russland ins Spiel gebracht, falls die Regierung in Moskau hinter der schweren Erkrankung eines Ex-Doppelagenten stecken sollte. «Es könnte sehr gut sein, dass wir gezwungen sind, uns das Sanktions-Regime und andere Massnahmen erneut anzusehen, wenn sich der Verdacht bestätigt», sagte Johnson im britischen Parlament.
Moskau sieht sich zu Unrecht im Verdacht. Russland sei aber bereit, die Ermittlungen zu unterstützen, sollte es eine offizielle Anfrage aus Grossbritannien geben, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau.
Pizzeria im Fokus der Ermittlungen
Sergej Skripal und die 33-jährige Frau liegen in «kritischem Zustand» im Krankenhaus. Die Polizei geht davon aus, dass die beiden in Kontakt mit einer «unbekannten Substanz» gekommen sind.
Ein Pizza-Restaurant und ein Pub in Salisbury wurden vorübergehend geschlossen und von der Polizei abgeriegelt. Der Fundort der beiden Verletzten wurde dekontaminiert. Spezialisten der Polizei sicherten sämtliche Spuren im Umfeld des Fundortes. Mehrere Mitglieder der Rettungskräfte wurden nach dem Einsatz untersucht, hiess es in einer Mitteilung der Polizei. Alle bis auf einen seien inzwischen wieder aus dem Spital entlassen worden.
Erinnerung an Giftmord
Nach derzeitigem Kenntnisstand bestehe aber keine Gefahr für die Öffentlichkeit. Trotzdem nehme man Fälle wie diese «extrem ernst», hiess es in einer Mitteilung.
Der Fall weckt Erinnerungen an den russischen Ex-Spion Litvinenko, der 2006 in London mit radioaktivem Polonium-210 vergiftet worden war. In einem britischen Untersuchungsbericht wurde dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vorgeworfen, die Tat wahrscheinlich persönlich gebilligt zu haben. Das russische Präsidialamt hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen.