Eine Lüge wird auch durch die ständige Wiederholung nicht zur Wahrheit. Während einem ganzen Jahr versucht der russische Staat der Welt weis zu machen, dass die russische Regierung nichts mit der nachgewiesenen Vergiftung von Alexej Nawalny am Hut habe.
Einen wirklichen Beweis konnte der Kreml bisher allerdings nicht vorlegen, sondern es bleibt Russland nur übrig, möglichst viele unterschiedliche Thesen in den Raum zu stellen und bei der Vergiftung Nawalnys von einer «geplanten Provokation» und «arroganten Beschuldigung» gegenüber dem russischen Staat zu sprechen.
Mauer des Schweigens
Dabei ist die Ausgangslage eindeutig: Russlands bekanntester Oppositionspolitiker, Alexej Nawalny, hat auf einem Inlandflug das Bewusstsein verloren und musste in ein russisches Spital eingeliefert werden. Die Beweislage wird absichtlich von russischer Seite vernebelt. Entscheidendes Beweismaterial ist innerhalb Russlands seit dem 20. August vergangenen Jahres wie vom Erdboden verschwunden. Dazu zählt das Videomaterial der Überwachungskameras des Hotels in welchem Alexej Nawalny übernachtete und die Kleider, welche Alexej Nawalny am Tag seiner Hospitalisierung in Russland getragen hat.
Wer sich im Hotel nach dem Material der Videoüberwachung erkundigt, steht auch ein Jahr nach der nachweislichen Vergiftung ebenso vor einer Mauer des Schweigens, wie vor dem Spital in welches Alexej Nawalny eingeliefert wurde.
Erdrückende Beweise gegen den Kreml
Der Kreml versucht, sich als Opfer darzustellen und macht sich damit nur verdächtiger. Statt mit diplomatischem Schweigen eine Hintertüre aus der Sackgasse zu finden, begräbt sich Moskau noch tiefer unter einem Berg von Lügen und stellt die völlig absurde These in den Raum, dass Nawalny ausserhalb Russlands vergiftet worden sein könnte und wirft deutschen Diplomaten vor «Spuren zu verwischen und die Wahrheit zu verheimlichen».
Während Russland «Deutschland und befreundeten Staaten» vorwirft, sich in die inneren Angelegenheiten des Staates einzumischen, eröffnete Russland selbst keine Strafuntersuchung im Fall mit der Begründung, es würden keine Beweise für eine strafbare Handlung vorliegen. Das russische Onlinemagazin, welches bereits im vergangenen Jahr aufdeckte, dass der russische Staat absichtlich Videomaterial aus dem Hotel beschlagnahmen liess, wurde in der Zwischenzeit vom Staat zwangsaufgelöst.
Der russische Staat macht sich mit seinem Vorgehen zu einer Karikatur seiner selbst und das Aussenministerium erinnert zunehmend an das Ministerium für Wahrheit aus dem Roman von George Orwell. Doch eine Lüge bleibt eine Lüge und gehört beim Namen genannt.