Philip Morris, British American Tobacco, Japan Tobacco International: Dass die drei weltgrössten Tabakkonzerne wichtige Verwaltungs-, Produktions-, und Forschungsstandorte in der Schweiz haben, dürfte kein Zufall sein.
In kaum einem anderen Land der Welt seien die Konzerne mit Blick auf Lobbying, Werbung und Preispolitik so wenig reguliert wie in der Schweiz. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Internationale Tabaklobby Index 2021, der von der Nichtregierungsorganisation Global Center for Good Governance on Tobacco Control (GGTC) herausgegeben wird.
Schweiz landet auf zweitletztem Platz
Die Schweiz landet abgeschlagen auf Rang 79, nur die Dominikanische Republik erhält noch schlechtere Noten. Kritisiert wird im Bericht unter anderem, dass sich die Tabakindustrie in der Schweiz ungehemmt in die Gesundheitspolitik einmischen dürfe. Die Tamedia-Zeitungen berichteten.
Im Bericht wird das Problem des Interessenskonflikts genannt. Die Schweiz erlaube es Angestellten von Tabakunternehmen beispielsweise, ins Parlament gewählt zu werden, ohne ihren Arbeitsplatz aufgeben zu müssen. Auch an Gesellschaftsaktivitäten, die von der Tabakindustrie organisiert seien, könnten Politiker teilnehmen.
Die Autoren der Studie nennen im Index als Beispiel den Schweizer Pavillon an der Expo 2020 in Dubai, der von Philip Morris hätte gesponsert werden sollen. Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) reagierte damals auf die Kritik und verzichtete auf das Sponsoring. Ein weiteres Beispiel war die Eröffnungsfeier der Schweizer Botschaft in Moskau. Philip Morris richtete dort eine Raucherlounge ein.
Auch bei der Vermarktung von Zigaretten und anderen Produkten gebe es für die Industrie praktisch keine Einschränkungen. Und die Tabaksteuer in der Schweiz sei deutlich tiefer als von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen. Höher als im europäischen Schnitt sei nur die Zahl der Raucherinnen und Raucher in der Schweiz.