- Ein vierstündiger Warnstreik hat in Deutschland den Fernverkehr zum Erliegen gebraucht.
- Im Regionalverkehr kam es während des Ausstands am Montagmorgen zu erheblichen Einschränkungen; dies besonders in Bayern und Nordrhein-Westfalen.
- Auch Stunden nach dem Ende des Warnstreiks um 9 Uhr kam es noch zu Verspätungen und Zugausfällen.
- Hintergrund sind Tarifverhandlungen für rund 160'000 Beschäftigte mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG.
«Die Wucht des Streiks macht deutlich, wie gross die Verärgerung der Kollegen darüber ist, dass weiter kein abschlussfähiges Angebot vorliegt», sagte ein Gewerkschaftssprecher. Die EVG hatte die Gespräche am Samstag abgebrochen, ist nun aber zu weiteren Gesprächen bereit. Diese sind für Dienstag vorgesehen, weitere Streiks werde es vorerst nicht geben.
Kunden nicht ordentlich informiert
Der Ausstand war eine harte Geduldsprobe für Pendler und Reisende. Viele mussten auf das Auto oder andere Verkehrsmittel ausweichen. Weil auch Informationssysteme auf der Bahn-Webseite und im DB-Navigator betroffen waren, konnten Kunden nicht ordentlich informiert werden. Auch die Reisezentren wurden bestreikt. Die SBB hatte den Verkehr bis an die schweizerisch-deutsche Grenze gewährleistet.
Die Deutsche Bahn rechnete noch während des gesamten Tages mit Einschränkungen im Fernverkehr. «Wegen der Streikaktivitäten konnten Züge in den Instandhaltungswerken nicht planmässig gewartet werden», erklärte die Bahn. «Züge und Personal sind in vielen Fällen nicht an den vorgesehenen Einsatzorten.»
Der Konzern hatte Bahnkunden vorab geraten, Reisen möglichst auf den Dienstag zu verschieben. Für bestimmte Spartickets wurde die Zugbindung aufgehoben. Fernverkehrstickets behalten ihre Gültigkeit und können bis einschliesslich Sonntag (16.12.) genutzt werden. Im Fall von Reiseabsagen wegen des Warnstreiks sind Erstattungen von Tickets und Reservierungen geplant.
Tarifgespräche mit zwei Partien
Die Bahn führt derzeit mit zwei Seiten Tarifgespräche – zum einen mit der EVG, zum anderen mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Mit der GDL kommt die Bahn am Dienstag in Eisenach wieder zusammen. Dort droht nicht so schnell ein Arbeitskampf: Die GDL darf wegen einer Vereinbarung erst streiken, wenn vorher eine Schlichtung gescheitert ist.
Anders ist das bei der EVG. Die Bahn hatte drei Tage lang separat mit beiden Gewerkschaften verhandelt. Beide Gewerkschaften hatten ursprünglich 7,5 Prozent mehr Geld gefordert. Die EVG brach die Gespräche ab und rief zum Warnstreik auf, weil das Lohnangebot der Bahn aus ihrer Sicht zu niedrig ist. Die Bahn sprach hingegen von einer «völlig überflüssigen Eskalation».