Rund 20’000 Frauen und Männer sind in den letzten Jahren jeweils an die Klimakonferenzen der UNO gereist. Am Rande der Verhandlungen unter den Diplomaten aller Länder stellen Wissenschaftlerinnen ihre neuesten Forschungsresultate vor, Unternehmen präsentieren Innovationen und Vertreter von Nichtregierungsorganisationen lobbyieren für ihre Anliegen.
Sie alle mussten dieses Jahr kurzfristig aufgrund der Unruhen in Chile umdisponieren. Die Organisatoren mussten den Grossanlass von Südamerika nach Südeuropa zügeln – innert eines knappen Monats. Nichtregierungsorganisationen und Vertreter von Entwicklungsländern bedauern, dass nun bereits die sechste der letzten acht Klimakonferenzen in Europa stattfindet.
Glücksfall aus Schweizer Sicht
Der Leiter der Schweizer Verhandlungsdelegation, Botschafter Franz Perrez, hingegen spricht von einem Glücksfall, dass Madrid so kurzfristig eingesprungen ist. Dass es in Madrid zu einem Chaos kommen könnte, glaubt er nicht. «Im Gegenteil. Ich bin sogar sehr beeindruckt, wie es in extrem kurzer Zeit möglich geworden ist, einen alternativen Ort zu finden», sagt Perrez. Einen Ort, der die Voraussetzungen mitbringe, dass die Konferenz «stattfinden kann und wo grundsätzlich auch alles möglich sein wird».
Ich bin sehr beeindruckt, wie es in extrem kurzer Zeit möglich geworden ist, einen alternativen Ort zu finden
Ganz genau gleich wie in Santiago geplant werde die Konferenz in Madrid aber wohl nicht stattfinden, meint Perrez: «Ich gehe davon aus, dass es ein bisschen kleiner sein wird.» Dies, weil wohl nicht alle, die nach Santiago gekommen wären, nun auch nach Madrid gehen würde. «Das ist ja vielleicht auch ein heilsam für den Prozess, weil diese Konferenzen oft auch beinahe zu gross geworden sind.»
Verhandlungen werden vereinfacht
Damit würde sich ein Anliegen, das die Schweizer Delegation schon seit einiger Zeit vertritt, von selbst teilweise erfüllen. Die eigentlichen Verhandlungen würden durch die vielen Nicht-Diplomaten vor Ort stark verkompliziert, meint Perrez.
Dieses Jahr dürfte die Klimakonferenz also kleiner und damit vielleicht sogar effizienter werden, langfristig wird sich das allerdings wieder ändern. Viele, vor allem auch die Gastgeber, profitieren in der Regel enorm von diesem Grossanlass.