Was ist passiert? In der deutschen «Bild»-Zeitung und der Zeitung «The Jewish Cronicle» sind geheime israelische Militärinformationen veröffentlicht worden, in denen es um die im Gazastreifen verbliebenen Geiseln der Hamas und um ihre Freilassung geht.
Was sind die Folgen? Ein israelisches Gericht hat Medienberichten zufolge die Haft von Eliezer Feldstein, einem ehemaligen Sprecher von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verlängert. Er und andere Personen sollen unerlaubt Geheimdienstinformationen an ausländische Medien weitergegeben haben. Eine Person wurde freigelassen. Den weiterhin Verdächtigen drohen lange Haftstrafen. Untersucht wird die Angelegenheit vom israelischen Inlandgeheimdienst Shin Bet und der Armee.
Warum wurden die Infos weitergegeben? «Der Inhalt der geleakten Dokumente passte ganz gut zu den Behauptungen, die auch Netanjahu aufstellt, um das Geiselabkommen, das zur Disposition stand, zu verhindern», sagt die Journalistin Inga Rogg, die für die «Handelszeitung» aus Israel berichtet. Die Dokumente wurden Anfang September bekannt, kurz nachdem Ende August die Leichen von sechs Geiseln in einem Tunnel in Gaza gefunden worden waren. Mit dem Leak wurde die Verantwortung, dass kein Abkommen zustande kam, dem inzwischen getöteten Yaha Sinwar zugeschoben. Kritische Stimmen jedoch weisen schon lange darauf hin, dass es an Premierminister Netanjahu liegen könnte.
Was sagen die Familien der Opfer dazu? Sie verlangen eine Untersuchung aller Personen, die unter dem Verdacht der Sabotage stehen. «Eine derartige Aktion im allgemeinen und insbesondere im Krieg gefährdet die Geiseln und behindert die ihre Chance, freizukommen (...).» schreiben sie in einem Kommuniqué.
Was hat Netanjahu damit zu tun? Laut Nachrichtenagenturen hat Netanjahu jegliches Fehlverhalten seiner Mitarbeiter bestritten. Sein Büro spielte die Bedeutung der Informationen herunter. Zunächst hatte es übereinstimmende Berichte zurückgewiesen, unter den Festgenommenen seien Mitarbeiter seines Büros. Anschliessend hiess es, die verhaftete Person habe nie an Sicherheitsberatungen teilgenommen. Dies wird jedoch von Medien infrage gestellt.
Was sagt die israelische Opposition dazu? Oppositionsführer Jair Lapid sagte am Sonntag, die Affäre um die Dokumenten-Leaks habe ihren Ursprung «im Büro des Ministerpräsidenten». Nun müsse untersucht werden, ob die Veröffentlichungen mit Netanjahus Wissen stattgefunden hätten.
Was ist bekannt über Eliezer Feldstein? Der 32-Jährige soll aufgrund einer gescheiterten Sicherheitsprüfung nicht offiziell im Büro von Netanjahu angestellt gewesen sein, war aber dort tätig. Feldstein habe den Premier zu Briefings des Verteidigungsministeriums begleitet. Wie die Zeitung «Haaretz» schreibt, prahlte Feldstein damit, der «Bild»-Zeitung nahezustehen, als diese die vermeintlichen Pläne Sinwars veröffentlichte.