Bereits seit einem Vierteljahrhundert bezeichnen sich China und Russland als «strategische Partner», doch nie erschien diese Partnerschaft zweckmässiger als heute. Den chinesischen Staatschef Xi Jinping und seinen russischen Amtskollegen Wladimir Putin eint eine alte Regel der internationalen Beziehungen: Der Feind meines Feindes ist mein Freund.
Der Feind sind die USA. Vergangene Woche hat Präsident Joe Biden 110 Länder zu einem Demokratie-Gipfel geladen und sie auf das Ringen mit Autokratien wie China oder Russland eingeschworen.
Militärische Zusammenarbeit verstärkt
Kaum verwunderlich, dass sich diese gegenseitig den Rücken stärken. Auf dem heutigen chinesisch-russischen Videogipfel begrüsste Xi Putins Forderung, wonach sich die Nato nicht weiter nach Osten erweitern dürfe. Anders ausgedrückt: Souveräne Staaten wie die Ukraine sollen nicht selbst über ihre Zugehörigkeit zu Verteidigungsbündnissen entscheiden dürfen, vielmehr sollen die Grossmächte am Verhandlungstisch ihre Einflusssphären abstecken.
Konsequenterweise haben China und Russland ihre militärische Zusammenarbeit verstärkt, etwa mit gemeinsamen Manövern. Und die USA verdächtigen beide Länder, Vorbereitungen für eine Invasion zu planen: China in Taiwan, Russland in der Ukraine. In dem Fall wären Peking und Moskau tatsächlich gut beraten, sich abzustimmen. Zeitgleiche Invasionen wären für die USA ein Albtraum, sie wären in ihrer Reaktion vollends überfordert. Und auch wenn China und Russland bloss die Muskeln spielen lassen: Gemeinsam erzeugen sie doppelte Wirkung.
Sehr ungleiche Partner
Dennoch ist die Achse, die Peking und Moskau verbindet, brüchig. Es sind zwei sehr ungleiche Partner, die sich zusammengefunden haben. China ist wirtschaftlich mittlerweile fast zehnmal so gross; und die chinesischen Streitkräfte, lange kaum ernst zu nehmen, sind heute fast so schlagkräftig wie jene Russlands. Für Xi ist China die Supermacht des 21. Jahrhunderts – und Russland bloss ein Juniorpartner. Putin aber betont bei jeder Gelegenheit, wie wichtig ihm Beziehungen auf Augenhöhe sind. Er sieht Russland und China gleichberechtigt im Konzert der Grossmächte.
Für eine dauerhafte Freundschaft sind das keine idealen Voraussetzungen. Aber als Bollwerk gegen die USA erfüllt die chinesisch-russische Achse derzeit durchaus ihren Zweck.