Auch vier Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima gestalten sich die Arbeiten an den zerstörten Reaktoren schwierig. Das sind die grössten Knackpunkte.
- Die Brennstäbe in den Reaktoren 1, 2 und 3
Auch nach vier Jahren weiss niemand genau, wo sich die geschmolzenen Brennstäbe in diesen drei Reaktoren befinden. Die noch immer extrem hohe Strahlung verhindert den Zugang. Zwischenzeitlich wurden ferngesteuerte Geräte eingesetzt, um die Lage im Inneren zu erkunden. Vor kurzem haben Wissenschaftler nun mit einem Experiment begonnen: Sie versuchen, mit Hilfe kosmischer Strahlen durch die Reaktoren «hindurchzuschauen» und – ähnlich wie bei Röntgenaufnahmen – dem Brennstoff so auf die Spur zu kommen. Solche sogenannten Myonen werden auch in der Vulkanforschung und bei der Suche nach geheimen Kammern in Pyramiden eingesetzt. Der Atombetreiber Tepco und die Regierung hoffen, 2020 mit der Bergung des Brennstoffs beginnen zu können.
- Die Abklingbecken
Lange Zeit galt ein Abklingbecken im beschädigten Reaktorgebäude 4 als eine der grössten Gefahrenquellen auf dem AKW-Gelände. In dem Becken, in dem die abgebrannten Brennelemente zur Kühlung lagern, befinden sich 1500 Brennstäbe. Diese konnte Tepco aber inzwischen bergen. Doch auch im Reaktor 3 liegen noch 514 abgebrannte und 52 unbenutzte Brennstäbe. Deren Bergung ist wegen der grossen Schäden am Reaktorgebäude schwierig. Es liegen noch viele Trümmerteile in dem Becken, ausserdem ein 35 Tonnen schweres Gerät, das im April herausgeholt werden soll. Die hohe Strahlung erschwert die Arbeiten.
- Verstrahltes Wasser
Die zerstörten Reaktoren müssen auch heute noch gekühlt werden. Dabei fallen gewaltige Mengen Wasser an. Zusätzlich dringt täglich Grundwasser in die beschädigten Fundamente ein und vermischt sich mit dem verstrahlten Kühlwasser. In 1000 Tanks lagern bereits rund 200'000 Tonnen kontaminiertes Wasser. Mit einem Filtersystem will der Betreiber bis Mai die Menge an radioaktivem Strontium in dem Wasser senken und in einem weiteren Jahr das Wasser dann von sämtlichen radioaktiven Partikeln säubern. Im Sommer 2016 hofft der Betreiber Tepco sagen zu können, dass von dem Wasser «fast kein Risiko» mehr ausgeht.
- Der geplante Eisring
Als weitere Schutzmassnahme plant Tepco einen unterirdischen Eisring um die Reaktoren 1 bis 4, der das Gelände gegen eindringendes Grundwasser abdichten soll. Kühlflüssigkeit wird dazu durch Rohre im Boden unter den Reaktoren geleitet, bis das Grundwasser gefriert. Der Eisring soll zudem dafür sorgen, dass kein Wasser mehr nach aussen dringt. Die Arbeiten verzögern sich jedoch. Wann mit der Kühlung begonnen wird, steht laut Tepco noch nicht genau fest. Ob sich die aus dem Tiefbau bekannte Methode bewährt, ist noch unklar.
- Die Arbeiter
Rund 6000 Arbeitskräfte sind im Schnitt tagtäglich unter schwierigsten und gefährlichen Bedingungen in der Atomruine beschäftigt. Ein Teil von ihnen ist beim Betreiber Tepco angestellt, die übrigen wurden über Subunternehmen angeheuert. Wiederholt gab es Berichte über Missstände wie unzureichende Anweisungen oder unterschlagene Lohnzahlungen.
- Die Lebensmittelsicherheit
Lebensmittel, die in Japan in den Handel kommen, sind nach Angaben der Behörden sicher. Nicht nur in der Region Fukushima werden Lebensmittel regelmässig auf Radioaktivität hin untersucht. Das japanische Gesundheitsministerium veröffentlicht die Daten jede Woche. Werden die Grenzwerte für radioaktive Partikel wie Cäsium überschritten, dürfen die betroffenen Lebensmittel nicht verkauft werden. Die Provinzverwaltung von Fukushima veröffentlicht dabei die Einzelheiten zu Lebensmitteln, die nicht verkauft werden dürfen.